Stanisław Lem ist, meiner Meinung nach, der einzige ernstzunehmende Autor von Science Fiction, oder »wissenschaftlicher Phantastik«, wie man früher sagte. Andere Autoren - soweit ich sie kenne - machen selten etwas anderes, als die gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer jeweiligen Gegenwart in eine »Zufunft« oder auch eine Parallelwelt zu projizieren, um darzustellen, wie schlimm bzw. wie toll, je nach Gusto, sie sich eben dieselben Verhältnisse unter erweiterten technischen Möglichkeiten vorstellen. Der Punkt dabei ist, daß sie selbst in ihrem kühnsten Denken über diese jeweiligen Verhältnisse nicht hinauskommen, sondern sie für natürlich halten, eigentlich das je dazugehörige, historische Menschenbild. »Der Mensch ist eben so.« Lem hingegen entwickelt zu jeder seiner erdachten Welten einen eigenen Menschen.
Wie macht Lem das? Er geht natürlich auch stets von seiner Gegenwart aus, aber er denkt sich nicht einfach etwas beliebiges aus, um irgendwelche einfältigen ewigen Wahrheiten nochmal in diesem neuen Kontext referieren zu können. Vielmehr entwickelt er diese ganze vorgefundene Welt samt der von dieser geglaubten »ewigen Wahrheiten« unter jeweils bestimmten, kohärenten Annahmen technischer Möglichkeiten in eine fingierte Zukunft.
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