Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber schon so mancher Lehrling von der Leiter. Ein junger Mensch, der sich mit 15, 16 Jahren entscheidet, sich einer Berufsausbildung anheimzugeben, um dann für vielleicht 45, 50 Jahre sein Leben dem täglichen Diktat der dort gestellten Anforderungen zu unterwerfen, ihm wohnt heroische Tragik inne. In einem Alter, wo Gymnasiasten irgendwelche Rap-CD's diskutieren, mit Hausaufgabenabschreiben und Pickelausdrücken befasst sind, steht er als Bäckerlehrling frühmorgens am Ofen oder geht in die Schreinerei mit der 50%igen statistischen Gewißheit, am Ende seines Arbeitslebens mindestens ein Fingerglied verloren zu haben. Und alles für ein paar tausend Euro im Jahr, und im Fernsehen sieht er die Aktienschieber und Vorstandsmitglieder, die ihm erzählen, bei einer Lohnerhöhung über dem Inflationsausgleich sähen sie sich leider gezwungen ins Ausland abzuwandern. Manchmal wundere ich mich wirklich, wieso sich diese Zivilisation schon so lange an der Macht hält. Wohin versickert all der gerechte Zorn?
|