Die große geistige Bewegung, die wir Sophistik nennen, erzeugt schließlich die Rede des „wissenden“ Mannes, der von seinem Wissen lebt, Vorträge hält, in welchen er eine Probe dieses Wissens vorzeigt, ἐπιδείκνυται, meist um dadurch Schüler zu gewinnen. Auch von diesem Stil enthält nur die hippokratische Sammlung vollständige Proben, geringhaltige wie περὶ φυσῶν, hochbedeutende wie die methodologische Erörterung über die alte Heilkunst. Wohl empfindet der Leser auch hier noch, daß die dialektische Schulung fehlt, aber der Redner weiß zu disponieren und trägt seine Gedanken klar und in einer Sprache vor, die der Fülle keineswegs entbehrt, aber den gleichmäßigen Ton der ruhigen Belehrung festhält. Man stelle die Schrift über die athenische Verfassung daneben, die derselben Zeit angehören wird: die Überlegenheit des Ioniers ist ganz gewaltig. Ein Protagoras konnte die Rede auch in ganz anderer Höhenlage halten, ohne Anleihen bei der Poesie und ohne rhetorische Kunststücke; wir sehen es an der Nachahmung bei dem jungen Platon, und die wenigen Worte über das Sterben des Perikles bestätigen es und ergreifen durch ein verhaltenes Pathos. Was sein Landsmann Demokrit erreicht hat, ahnen wir nur von ferne.
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