Der gegen 52 M. große Garten dehnt sich mit allmäliger Abdachung bis zum Mühlcanale bei Berg aus, und bietet, in herrlicher Anlage, die interessantesten botanischen Seltenheiten dar. Er hat großen Theils eine äußerst üppige Vegetation und zerfällt in den oberen und unteren Garten. Der obere, welcher die nächste Umgebung des Schlosses bildet, ist in französisch-italienischem Styl angelegt und zeichnet sich hauptsächlich durch drei geschmackvolle, mit den Reben der herrlichsten Tafel-Trauben überwölbte Säulengänge aus, welche mit mehreren, durch drei Springbrunnen belebten Blumen-Parterre’s und einem terrassenförmig angelegten Weinberge in Verbindung stehen. Eine Platanen-Allee führt in den im englischen Styl angelegten unteren Garten, der für die Botaniker von hoher Wichtigkeit ist. Hinter einer großen Rasenfläche mit einer Fontaine, welche aus sechs Röhren das Wasser in den verschiedenartigsten Formen hervorsprudelt, sind viele seltene Arten von Tannen zu sehen: die fast schwarze pinus austriaca, die japanische, indische und virginische Ceder, Balsam- und Eiben-Tanne, die prachtvolle Norfolk-Fichte, die Brasil-Tanne etc. Außer manchen anderen romantischen Partien mit Garten-Häuschen, Kiosks u. dergl. sind ferner zehn Blumenbeete zu erwähnen mit einer seltenen Sammlung von Rosenbäumchen und Dahleen, sowie unter dem Schatten von fünf Linden eine Sammlung Neuholländer Pflanzen; sodann ein kleiner Irrgarten mit schönen ausländischen Gesträuchen und Baumarten, namentlich aber der äußerst malerische, etwa 80′ tief zum Neckar sich hinabsenkende terrassenförmig angelegte Mühlrain, oben mit einer Veranda auf zwölf Säulen und einer Sammlung der lieblichsten Alpen-Pflanzen, von wo sich über moosbewachsene Felsen und Pflanzen ein Wasserfall in mancherlei Formen in den Neckar hinabstürzt. – In dem Küchen-Garten finden sich die edelsten französischen Obstbäume, die in einem eigenen Katalog verzeichnet sind. Haupterzeugnisse sind Spargeln, Artischocken, Cardonen und Blumenkohl. Von den Gewächshäusern dieser Abtheilung ist das Orchideenhaus mit seinen parasytischen, sonderbar gebildeten Pflanzen und deren balsamisch duftenden Blumen und den Pflanzen-Gebilden, welche auf den Rinden anderer Pflanzen leben, das Merkwürdigste, da diese Wucher-Pflanzen aus Amerika’s, Asiens und Afrika’s tropischen Regionen in vielerlei Species hier ihre Vertreter haben. Das Ananashaus wird durch Dung erwärmt. Die hier stehenden Gewächs-Häuser haben mehr als 250 Fenster, welche alle mit gußeisernen Sprossen versehen sind. – Das 1846–1847 von C. Leins ausgeführte massive Orangerie-Haus ist 101′ lang und 56′ breit, und bildet ein länglichtes Viereck mit zwei Stockwerken, das untere für die Pomeranzen-Bäume, das obere zum Absteig-Quartier für hohe Gäste bestimmt. Auf beiden Seiten schließen sich an diesen Mittelbau zwei Gewächs-Häuser an, die, in gekrümmten Linien laufend, mit der Orangerie ein weites Hufeisen bilden, und auf beiden Seiten mit durchaus gläsernen Pavillons von cylindrischer Form endigen. Die gekrümmten Glas-Häuser von 16′ Lichtweite haben einen inneren Radius von 81′ und einen äußeren von 104′, und die Rotunden einen Durchmesser von 37′, bei einer Höhe von 201/2′ bis zum Anfang des kegelförmigen Daches, das mit einem gußeisernen Umgang versehen ist. Das Gerippe dieser Glas-Häuser ist durchaus von Schmied-Eisen, und die Wände und Dächer aus Glas sind doppelt, mit einem 4″ weiten Luftraum dazwischen. Die Erwärmung geschieht durch Wasserheitzung. Von den großen Orangerie-Bäumen, etwa 200 an der Zahl, die 1847 aus Italien kamen, sind hauptsächlich einige Exemplare der großfrüchtigen cytrus decumana hervorzuheben. Von den Seiten-Flügeln ist der rechte zu einem Wintergarten mit den schönsten Blatt-Pflanzen und einem kleinen Bassin mit Wasserfall eingerichtet, indeß die linke Seite eine außerordentlich reiche Sammlung von Camellien und Azaleen, und die Rotunde, mit einem Springbrunnen aus weißem Marmor, nur Warmhaus-Pflanzen enthält, namentlich mehrere Palmen-Arten, Paradies-Feigen, Lianen und andere exotische Gewächse. Nach diesem Allem ist der überdieß höchst gedeihliche, oft üppige Bestand der Pflanzen dieses Gartens, worin wir bereits haus-hohe Bäume treffen, ein sehr reicher. Außer den Orangen sind vorhanden: gegen 7000 Camellien, 3000 Azaleen in 170 Varietäten, 1200 Rhododendren in 140 Arten, 1000 Ericas und Epacris, mehr als 15.000 der schönsten Neuholländer Pflanzen, mehrere tausend Pelargonien von den englischen Fancy und Zonale, 200 Arten Orchideen, gegen 150 Arten Farrenkräuter, etwa 3000 andere schönblühende Warmhaus-Pflanzen; abgesehen von den unzählichen Land- und Topf-Rosen, Zwiebel-Gewächsen und perennirenden Land-Pflanzen.
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