Heute (lies: gestern) Mittag beobachtete ich, zwischen den Säulen nahe der barbarossaplatzer Bahnhaltestelle stehend, den Kampf einiger Stadttauben um Brotbrocken. Eine Taube war stärker als die anderen, die sie mehrmals brutal zur Seite schubste. Noch müde und das Mensaessen verdauend, wurde der Großteil meiner Aufmerksamkeit von dieser Szene an diesem Herbstdepressionswolkentag besetzt. Die anderen Menschen aber waren desinteressiert an diesem zu ihren Füßen aufgeführten Theaterstück und latschten des öfteren quer über die Bühne, wobei die Vögel, wie man sich denken kann, jedes mal kurz aufzufliegen genötigt waren. Die Tauben waren dumm. Alle hatten sie etwa gleichgroße Brotbröckchen vor sich liegen, neideten sie sich aber untereinander. Ihre anscheinend zwecklosen Streitereien schienen mir eine bedenkliche Energieverschwendung zu sein, angesichts der Tatsache, daß sie ja immer nur einige Krumen aus den Brotbröckchen herausgemeißelt bekamen. Ich dachte daran, wie ich einmal meine EC-Karte verloren hatte und unter großem Hunger in der Bäckerei direkt hinter meinem Rücken mit unzähligen Centstückchen ein winziges Hörnchen bezahlen mußte. 'Tun sie mir das doch nicht an', sagte die Verkäuferin, eine mittelalte mittelbreite Blonde, ähnlich der Supermarktkassiererin in Offenburg die mich immer fragte, ob sie den kurz vor Ladenschluß erworbenen eingelegten Käse extra in Plastiktüten eintüten sollte, wobei sie sich dann etwas schwer tat. Vor Bäckereien stehen auch immer Figuren von Vögeln, jedenfalls hier in Köln.
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