Lea stelle ich mir so ungefähr ende Zwanzig vor, etwas dünn und mit langer Hakennase, dunkelem Teint und einer langen, gelockten Matte aus schwarzem Haar.
Lea ist Buchhändlerin, und betrachtet sich daher selbst als Intellektuelle, und verhält sich dementsprechend. Die Brötchenverkäuferin von gegenüber betrachtet sie mit unnachsichtiger Arroganz - nicht nur weil sie etwas pummelig ist, sondern weil sie so furchtbar dumm ist - Lea's Meinung nach.
In Lea's Wohnung gibt es viele Grünpflanzen und eine getigerte Katze. Oder einen Dobermann, oder beides. Und den »Stern«, weil die »ZEIT« ihr nach dem harten Job echt too much ist.
Lea trinkt nie mehr als ein, zwei Gläser trockenen Rotwein, und wenn sie einen joint geraucht hat, dann erzählt sie davon, daß sie auch mal Sex mit einer anderen Frau hatte.
Lea geht ins Theater, zu Events, zu Dichterlesungen und hat zuhause einen handsignierten Lyrikband von Rainer Kunze. Sie geht auch in die Disco, aber mit leicht schlechtem Gewissen - es muß halt wieder mal sein.
Lea hat keinen Mann, keinen Partner, sondern eine Beziehung, die im wesentlichen am Telefon stattfindet. Oder am Teetisch. Denn Lea trinkt wahnsinnig gerne Tee, am liebsten Rotbuschtee oder so.
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