Gestern abend wurde ich Zeuge eines Lauschangriffs in einem Hörspiel.
Es spielte in der Gegenwart und war eine verdrehte utopische Vergangenheitsgeschichte. Da es ein Hörspiel war, lief alles unsichtbar ab. Da es eine verdrehte Geschichte war, lief alles unhörbar ab.
Die Frage »Wie das?« ist leicht zu beantworten. Sie lief in meinem Kopf ab. Ich wollte etwas wissen, besann mich auf meine Fähigkeit, einen Gedankenstrahl gezielt abzusenden und wartete. Es kam die Bestätigung, die »Wanze« sei erfolgreich installiert. Ein wenig Feinjustierung und es kamen alle Informationen, die ich haben wollte, es kam die ganze Gedankenwelt, da ich ihre Frequenz wie bei einem guten Radiosender einstellen konnte. Da ich nur wenig Sachinformationen brauchte, zog ich mich als Lauschender diskret zurück, beseitigte die vorher installierte »Wanze« und überließ die ansonsten laufende Liebesgeschichte den beiden beteiligten Gedankenwelten, die wie alle Gedankenwelten das Recht darauf haben, unbelauscht sich sowohl außen als auch innen auszutauschen.
Sterblich normal habe ich weder etwas gehört, noch gesehen, werde Diskretion wahren, wie es sich gehört, weiß, was ich wissen mußte und den Rest werde ich dem üblichen Fluß des Schweigens übergeben.
Das alles habe ich selbstverständlich nur taggeträumt wie alle Hörspiele, war also lediglich Zeuge, ein wenig Täter und bin schweigender Mitwisser von nichts, was außerhalb der daran beteiligten Gedankenwelten wichtig gewesen wäre.
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