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Fred1972 schrieb am 11.11. 2012 um 15:19:50 Uhr über

Latzhose

Beim Betrachten alter Familienfotos und eines alten Familienfilms fiel mir auf: Meine Mutter lief Mitte/Ende der 80er, auch mit Latzhosen durch die Gegend. Es hatte wohl mit ihrer Vorliebe für die Friedensbewegung zu tun. Damals wollte man sich ja noch kleidungsmäßig von der Masse abheben.

Die eine Latzhose meiner Mutter war eine ganz normale blaue Jeans-Latzhose. In der Hose wirkte meine Mutter immer etwas größerund dabei war sie schon recht groß. Das doch eher umständliche Anziehen schien meine Mutter nicht zu stören. Die Träger im Rücken suchen, über die Schultern legen und am Latz einhängen. Die Seitenknöpfe schließen und schließlich noch die Träger auf die richtige Länge bringen. Die Latzhose war ein Blickfang. Meine Mutter kam öfters aus dem Schlafzimmer und hatte die Hose noch nicht komplett angezogen. Manchmal ließ sie in der Wohnung auch die Seitenknöpfe der Latzhose noch offen stehen.
Die Latzhose trug meine Mutter nicht nur in der Wohnung, sondern logischerweise auch außer Haus. Meistens trug sie die Hose ohne Gürtel. beim Einkaufen oder auch auf Schulelternabenden. Manchmal rutschte ein Träger durch die Schnalle, so dass der Latz etwas schief hing, oder sich der Träger aus dem Latz aushängte.

Die zweite Latzhose wurde dann in Italien gekauft. An unserem damaligen Urlaubsort sah man relativ viele junge Mädchen/Frauen in den damals üblichen Latzhosen. Auch in diesem Urlaub war meine Mutter auf der Suche nach Klamotten. In einem Geschäft probierte sie neben anderen Hosen auch eine Art Latzhose an. Meine Mutter kaufte sich schließlich die Latzhose.

Sieht man die alten Fotos an, dann war es gar keine richtige Latzhose. Der Latz war etwas zu klein und einen Rückenlatz hatte die Hose auch nicht.

An einer der nächsten Abende trug meine Mutter das erste Mal die Latzhose. Es war für mich ein absoluter Hingucker, ansonsten fiel sie im Ort damit gar nicht auf. Die Träger der Latzhose meiner Mutter schienen recht fest zu sitzen, im Gegensatz zu anderen Latzhosen, die man im Ort sah. Allerdings trug meine Mutter eine Jacke über der Latzhose.

Während des Urlaubs sollte es nach Venedig gehen. Meine Mutter kam in kurzer Hose zum Frühstück, wurde dann von Papa darauf hingewiesen, dass sie so nicht in die Kirchen kommt. Also war umziehen angesagt. Meine Mutter wählte die Latzhose. Da es an diesem Tag sehr heiß war, trug meine Mutter die Latzhose ohne Jacke. Sie nahm auch keine Jacke mit.

Schon während der Zugfahrt fiel mir auf, dass die Träger doch recht locker saßen. Der Eindruck setzte sich in Venedig fort. Denn die Träger konnten im Rücken nicht gekreuzt werden. Also rutschten die Träger gelegentlich in Richtung der Schultern meiner Mutter. Anfänglich zog meine Mutter nur die Schultern hoch, das verzögerte aber das rutschen der Träger nur. Manchmal fiel dadurch auch ein Träger von den Schultern.
Meine Mutter merkte das bald und legte einen rutschenden Träger mit ihrer Hand sofort wieder auf die Schultern zurück. Am Anfang nur sehr selten, um die Mittagszeit dann schon öfters. Ich fand die Hose und die Träger irgendwie süß. Nach dem Mittagessen saß die Hose dann wieder fester. Meine Mutter hatte während eines Besuchs auf dem stillen Örtchen offensichtlich die Träger in der Länge gekürzt.

Im Verlauf des Nachmittags fingen die Träger dann doch wieder an, leicht zu rutschen. Meine Mutter ignorierte das jetzt. Sie legte einen Träger erst wieder auf die Schultern, wenn er ihr schon von den Schultern heruntergerutscht war.

Irgendwann am späten Nachmittag rutschten dann doch beide Träger praktisch gleichzeitig von den Schultern. Meine Mutter war gerade in einem Geschäft und ignorierte das zunächst. Erst nach einer dummen Bemerkung von Papa, zieh Dich bitte ordentlich an, legte sie die Träger wieder auf die Schultern zurück. Dabei hatten sich die Träger aber etwas in der Länge verstellt und drohten wieder etwas häufiger von den Schultern zu rutschen.

Mama hatte jetzt nicht nur das Problem mit den rutschenden Trägern Ihrer Latzhose, sondern auch mit Papas Sprüchen. Nach Meinung von Papa hätte sie Träger und Latz auch runterhängen lassen könnendas wollte aber Mama nicht. Stattdessen zog meine Mutter die Träger wieder fester, so dass die Hose auch wieder vernüftig saß.

Auf der Heimfahrt im Zug griff Papa meiner Mutter plötzlich in die Latztasche und zog daran. Als Folge rutschten wieder beide Träger von den Schultern. Meine Mutter kapitulierte jetzt doch vor den Trägern und ließ Träger und Latz für den Rest des Tages einfach runterhängen.

Ich mochte diese italienische Latzhose, ja ich fand das gelegentliche Spiel bzw. den Kampf meiner Mutter mit den Trägern süß.

Überraschenderweise trug meine Mutter die italienische Latzhose dann auch recht häufig zu Hause. Meine Mutter störte sich nicht am gelegentlichen Rutschen der Träger.




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