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Zeitzeugin schrieb am 11.3. 2019 um 12:39:53 Uhr über

Lageralltag

Das Leben in den Konzentrationslagern war ein andauerndes Martyrium für die Gefangenen. Der Tag begann je nach Jahreszeit zwischen vier und fünf Uhr am Morgen mit dem Wecken durch Trillerpfeifen. Dann hatten die Häftlinge eine halbe Stunde Zeit, ihre »Betten« (Strohsäcke oder mit Stroh bedeckte Pritschen) nach militärischer Art herzurichten, sich zu waschen und »Frühstück« zu fassen. Allerdings stand für viele Tausend Häftlinge oft nur ein Waschraum zur Verfügung, wenn überhaupt. In Auschwitz-Birkenau etwa gab es in keinem der Wohnblocks sanitäre Einrichtungen.

Das »Frühstück« bestand aus einem halben Liter ungesüßtem Kaffee-Ersatz oder Tee. Oft handelte es sich nur um »ein faulig riechendes, dunkles, blau-braunes Gebräu aus Kräutern«, wie die Überlebende Kitty Hart berichtet. Morgens etwas zu essen hatte nur, wer von der mickrigen Brotration des Vorabends etwas übrig behalten hatte. Oft waren die Lebensmittel zudem alt oder verdorben.


Vernichtung durch »Arbeit«

Beim anschließenden Morgenappell gegen sechs Uhr mussten die Häftlinge in Zehnerreihen antreten und, nachdem die Anwesenheit aller Häftlinge festgestellt worden war, im Gleichschritt und im Takt der Musik des Lagerorchesters durch das Lagertor zu ihren Arbeitseinsätzen marschieren. Etwa elf Stunden lang mussten die Häftlinge schwerste Arbeiten wie Straßenbau verrichten, oft ohne oder nur mit primitivsten technischen Hilfsmitteln.

»Arbeit« im Konzentrationslager bedeutete »Terrorarbeit« unter unmenschlichen Bedingungen: in Fabriken, in Rüstungsbetrieben, in der Landwirtschaft oder beim Lagerbau selbst, der in der Regel bereits Tausende Häftlinge das Leben kostete. Die ausgemergelten Häftlinge mussten im Laufschritt Ziegelsteine schleppen oder Straßenwalzen wie ein Pferdegespann ziehen. Wer versuchte, sich auszuruhen, wurde entweder sofort totgeschlagen oder in eine Strafkompanie versetzt, was einem Todesurteil gleichkam.

Infolge der Schwerstarbeit und der völlig ungenügenden Ernährung magerten die Häftlinge in kurzer Zeit so stark ab, dass ihre Körper nur noch aus Haut und Knochen bestanden. Oft wogen sie keine 30 Kilo mehr. Diese dem Tod geweihten, vollkommen entkräfteten Menschen wurden im Lager »Muselmänner« genannt. Dass einige von ihnen in gebückter Haltung apathisch hin und her schwankten, rief offenbar Assoziationen an betende Muslime hervor.



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