Es gab da früher diese Sendung '100 Meisterwerke', später kam dann noch ganz neckisch eine dritte Null ins Bild gerollt, '1000 Meisterwerke' eben, da zoomte die Kamera ganz nah an ein Bild in einem Museum ran, und dann erzählte eine beruhigende Stimme etwas von Fluchtpunkten und Entstehungszeiten, und zum Schluß erfuhr man dann immer, daß die Redaktion dieser Sendung in den Händen einer Wibke von Bonin lag. Nordostdeutscher Landadel, so klang das immer für mich. »Unsere Wibke? Ja, die studiert Kunstgeschichte.« Und dann hat sie halt doch keinen abbekommen, und das Ganze tatsächlich zum Beruf gemacht. Nein, so schlecht habe ich nicht über Wibke von Bonin gedacht und werde es auch nie, eigentlich fand ich die Sendung sogar immer recht spannend, die kam zu ähnlichen Zeiten wie der siebte Sinn, nur daß in den 1000 Meisterwerken niemals ein Satz fiel wie: »Noch heute versuchen viele Maler, die schmerzhafte Expressivität eines Matthias Grünewald in zeitgemäße Formen zu bringen. Die Folgen können verheerend sein!«
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