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Don-P. schrieb am 21.8. 2005 um 15:33:39 Uhr über

Kunstbegriff

Es gibt keinen Kunstbegriff.
Das Ganze ist ein gigantischer Markt, auf dem eine Art Kunstmafia die Richtungen vorgibt und dann entsprechend abkassiert.
Viele sogenannte Kunstliebhaber sind einfach nur reich & blöd und wollen sich durch den Besitz vermeintliche Kunst profilieren.
Aufgrund einer Wette, die ich im alkoholisierten Zustand nach einer musikalischen Darbietung auf einer Vernissage mit der galeristin eingegengaen bin, verpflichtete ich mich, innerhalb von 9 Monaten (quasi als eine Art 'inspirative Schwangerschaft') Material für eine Ausstellung zu produzieren.
Also fertigte ich ca. 35 klein- bis mittelformatige Zeichnungen mit Aquarellstiften und Aquarellkreide an, gab ihnen nach ihrer Vollendung und dem Genuß von 2 Flaschen Rotwein hochtrabende namen wie 'Vision 3.14', 'Pensul' oder 'Snoopy interviewt den weissen Hai'.
Dann schrieb ich zu einzelnen Bildern passende Prosa, welche bei beim Aufhängen der Bilder in der Galerie wie 'in Worte gefasste Bindeglieder' (Darmstädter Echo) zwischen meinen Werken angebracht wurden.
Ein mit mir befreundeter, recht bekannter Künstler schrieb die Laudatio und half mir, eine Vita zu fälschen.
So ausgestattet, fehlte nur noch ein 'multimedialer Eyecatcher'...
Ich erinnerte mich an eine frühere Performance, bei der ich zum 5. brandenburgischen Konzert von J.S. Bach unter Zuhilfenahme verschieden großer Hämmer mit rhythmischen Bewegungen Unmengen Porzellan zerschlagen hatte, welches zuvor auf einem Tapeziertisch nach 'kosmischen Gesetzmäßigkeiten' (Hanauer Anzeiger) angeordnet worden war.
Das war's
Als ich am Abend der Vernissage vor den Augen proseccotrinkernder Damen und Herren, bekleidet mit Frack und Zylinder, mein Porzellan zerschlagen und mein Freund die Laudation gehalten hatte, wurde dem staunenden Publikum zu den klängen von Frank-Zappa-Songs eine 'bis Dato selten gewagte Kombination unterschiedlicher kreativer Stilmittel' (Offenbach Post) präsentiert.
Ich schlenderte grinsend durch die Ausstellungsräume und beantwortete alle mir gestellten Fragen mit völligem Nonsens, was mich offenbar noch geheimnisvoller erscheinen ließ. Auch die von den Besuchern unternommenen Interpretationsversuche meiner Machwerke erheiterte mich sichtlich.
Und als mir die Galeristin zu später Stunde mitteilte, wir hätten für über 3000,- DM Bilder vekauft, erwägte ich kurzzeitig einen Genrewechsel....
Leider kann ich nicht dauerhaft und überzeugend eine Rolle spielen, weswegen ich auch meinen Mitte der siebziger Jahre gefasste Gedanken, es doch mal als 'Guru' a la Bhagwan zu versuchen, recht schnell verworfen hatte.
Deshalb nahm ich am Ende der Ausstellung die restlichen Bilder und Schriftstücke wieder mit nach Hause, verstaute sie auf dem Dachb oden und begrub meinen inneren Micro-van-Gogh an der Biegung des Flusses.
Nur weiß ich seither, was ich vom Kunstbegriff zu halten habe.....


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