ich war heute in Wiesbaden mit dem Bus. Es ist ein stück kälter geworden. in der Musikbücherei habe ich Chaya Czernowin ausgeliehen. Die weißen Pralinen mit Haselnuß und Buttercreme bei Schwendtner waren aus, kämen heute noch oder morgen nach, ich sage, na dann und gehe. ich habe noch nie na dann gesagt. Aber es schien mir hier zu passen. Marc sagte das und ich hasste es. es handelt sich fast schon um eine Invasion von Essigmücken. Ich habe vor der Fahrt eine neue Essigwasser-Seifenfalle aufgestellt und als ich zurückkam waren dreissig Stück ersoffen. Und trotzdem schwirren sie mir ständig um den Kopf herum, immer neue, immer neue kommen nach, ich verstehe das nicht wo die reinkommen.
Aus dem Antiquariat habe ich ein Buch erstanden für einen Euro, Jacoby, jenseits von Begabt und Unbegabt, es schien mir nach zweimal Blättern wenigstens in Auszügen lesenswert. Die Drogerie Müller hat für 4.95 200g indische Flohsamenschalen im regal, das Päckchen das ich nahm war das Letzte und ging mit 5.25 durch die kasse. Ich habe das auch angemerkt. Karstadt hatte in der lebensmittelabteilung an der metzgertheke 700g Rinderbäckchen zu 19.90/kg. Dioe hab ich gleich eingesackt, der Verkäuferin gesagt, das wird einen guten Sauerbraten geben, sie schaut nur, ich füge hinzu, einen guten Gulasch würde es auch geben, nun antwortet sie, sagt, ja, damit kann man vieles machen, sie scheint sich auszukennen, der preis der frischen abgepackten Gänsekeule das Kilo zu FÜNFUNDSECHZIG Euro lässt mich kurz erstarren, Karstadt Lebensmittel war schon immer eine Art Apotheke. Aber sie haben auch wenigstens Krabbencreme in der Tube. Im Lidl der vormals Buchladen der nun woanders wo vorher Porzellan, habe ich meine neue Raffsucht nach Nüssen und Datteln, Walnüsse und ein wenig an der Dattel knabbern, jedenfalls, weil der Bus noch nicht da war und noch eine Viertel Stunde Zeit und der Lidl nahe an der haltestelle, geh ich da halt rein und kauf noch ne Tüte Walnüsse und ne Tüte Datteln, bin im Warmen, es kratzt mich im Hals, der Bus war ziemlich voll, sogar neben mich wollte einer, nur eine trug Maske, andere haben gehustet, aber ich werde mich doch nicht schon wieder angesteckt haben, war ich doch kürzlich erst hochgrippig, jedenfalls ist die Toilette in der unteren Ebene der Stadtbücherei wo sich auch die Musikbücherei befindet, ganz hinten wo die Oberschüler sitzen und die Studenten, ganz hervorragend sauber und kostenfrei, die dame neben dem Antiquariat, der nur ein Tisch mit zwei tiefen Fächern ist in dem verschiedene Bücher und Noten aller Art lagern und ein Einwurfschlitz an einem kasten darauf hindeutet man solle da was reinwerfen, jedenfalls die sagte, geben Sie was Sie wollen, ein Euro ist auch ok, so bin ich an die Czernowin und den Jakoby gekommen. Und ein paar dreistimmig gesetzte Jazz und Stimmungslieder. Ich muß das Dreistimmige üben, es erfordert eine ganz bestimmte Sichtweise auf das Notenblatt, mehr so ein diffuses Hinsehen, nichts allzusehr fokussierend, immerhin treffen hier zwei Schlüssel aufeinander und die sichtbaren Abstände der aufgeschriebenen Noten entsprechen durchaus nicht den wahren Abständen auf der Tastatur, nein, sogar scheinbar weit Auseinanderliegendes (laut Schreibweise) kann sehr nahe beieinander liegen. Das hat mich schon immer sehr irritiert, langsam beginne ich es zu begreifen, diffus hinzuschauen hilft dabei (irgendwie). Gaza, Insel der Menschlichkeit. Diese Sache da, sie wirkt gar nicht mehr, sie dosieren mich wieder runter die Schweine.
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