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solarschule schrieb am 17.2. 2003 um 02:07:54 Uhr über

Kriegsgegner










Antikriegsbewegung: Quo vadis?

Peter Nowak 16.02.2003

Nach der Großdemonstration vom Wochenende stellt sich die Frage nach der
Perspektive der neuen Antikriegsbewegung in Deutschland

Zeitweise ging nichts mehr am Samstag Nachmittag in Berlins Innenstadt. Die
Menschenmassen, die gegen einen Irakkrieg demonstrierten, die Teilnehmerzahlen
schwanken zwischen 100.000 und 500.000, wichen in Nebenstraßen aus, so dass die
gesamte Innenstadt in der Hand der Kriegsgegner war. Daher bestimmte auch
Zufriedenheit mit dem Verlauf des Tages die Debatte prominenter Kriegsgegner, die
sich am Samstagabend mit der Frage beschäftigten, welche Perspektive die reaktivierte
Antikriegsbewegung haben soll.




Die Diskussion fand im Rahmen der ebenfalls reaktivierten Initiative Künstler in Aktion/
Künstler für den Frieden statt. Selbst unter dem Eindruck der Großaktion mischten sich
Fragen und Zweifel über die Kontinuität der Bewegung in die Statements. So merkte der
langjährige Mentor der christlichen Friedensbewegung Heinrich Fink kritisch an, dass ein
Teil der Demonstranten am Samstag ohne den kriegskritischen Diskurs der Bundesregierung
nicht auf die Straße gegangen wäre.




Nicht wenige Parolen scheinen diese Einschätzung zu bestätigen, die am Podium von der
ostdeutschen Schriftstellerin Daniela Dahn unterstützt wurde. Mit ihrem vom Weltsozialforum
von Porto Alegre importierten Vorschlag, Waren und Filme aus den USA zeitweise zu
boykottieren, bekam sie nur von einer Minderheit Applaus.

Die Mehrheit hielt es mit dem Buchautor und Journalisten Jürgen Elsässer, der in einem
Umstieg von Mac Donald zu Wienerwald keinen Beitrag zur Kriegsverhinderung sah. Unter
großen Beifall rief er die Antikriegsbewegung auf, vom Protest zum Widerstand zu gehen und
dabei neben Militäranlagen auch wieder die Springerpresse zu boykottieren, die wie in den
60er Jahren des letzten Jahrhunderts auch heute wieder Kriegspropaganda betreibe.

Diese Differenzen, die in der abendlichen Debatte nur angerissen wurden, dürften die
Antikriegsbewegung in der nächsten Zeit beschäftigen. Die Frage, ob sie der Regierung den
Rücken stärken soll, ist in der buntscheckigen Bewegung äußerst umstritten. Vor allem linke
Gruppen bestehen auf einer Distanz zur eigenen Regierung. Sie interpretieren die Politik von
Bundeskanzler Schröder nicht als Ausdruck gesteigerter Friedensliebe, sondern der
Vertretung eigenständiger deutscher Interessen und verweisen auf das militärische
Engagement der Bundesrepublik in Jugoslawien vor wenigen Jahren. Einige linke
Splittergruppen, die noch gegen ein Engagement Deutschlands auf den Balkan auf die Straße
gegangen sind, sehen die Antikriegsbewegung gar als Feind und haben sich auf die Seite der
USA geschlagen.
















Kommentare:
aber bitte nicht so (digitaluhr, 17.2.2003 1:02)
combattons l'impérialisme! (displayer, 17.2.2003 0:12)
Conspiracy? (Alfred Tetzlaff, 16.2.2003 23:40)
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last modified: 16.02.2003
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