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solarschule schrieb am 13.2. 2003 um 06:05:34 Uhr über

Kriegsgegner




Gegner des drohenden Irak-Kriegs mobilisieren für den 15.2.
im Internet

Brigitte Zarzer 12.02.2003

Während sich die PR-Strategen der US-Regierung auf die Mainstream-Medien
konzentrieren, boomen im WWW die Friedensinitiativen

Im Internet dominieren die Kriegsgegner. Für den »Aktionstag gegen den Krieg« am 15.
Februar läuft jetzt der virtuelle Countdown.




Während die PR-Strategen der US-Regierung »weiße« (Charlotte Beers) und »schwarze«
(John Rendon) Propaganda betreiben und dafür vor allem reichweitenstarke Fernsehsender
benutzen, formiert sich laut US-Medien die »größte Anti-Kriegsbewegung seit Vietnam«. Ihr
Medium ist das Internet. Das WWW bietet eben Raum genug für die Etablierung einer
»Gegenöffentlichkeit«, die der PR-Maschinerie des Pentagon Paroli bieten will.






Plattformen wie die Initiative »Mediaworkers against War« ( MWAW) kritisieren, dass
Aussagen der US-Regierung in den Massenmedien unhinterfragt kolportiert würden. Die in
London beheimatete und bereits zur Zeit des ersten Golf-Krieges gegründete, unabhängige
Gruppe von Medienleuten sammelt auf ihrer Homepage alle relevanten News zum Thema
Anti-Irak-Krieg. Mit täglichen Updates bildet sie einen der größten kritischen
Ressourcen-Pool. Ein wahrer Fundus ist auch die mehrsprachige alternative
Nachrichtenagentur IPS. Mehr Diskussion findet sich wiederum auf Indymedia).

Altbekannte NGOs haben indes eigene Anti-Kriegs-Kampagnen gestartet. Newsletter,
Homepages, etc. werden als Informationskanäle genutzt, um zu die Kriegsgegner zu
mobilisieren. Amnesty International reagierte auf den drohenden Irak-Krieg beispielsweise
mit speziellen »urgent actions« und kritischen Fragen an Powell in Davos
(http://www.amnesty.de). Greenpeace engagierte sich jüngst in Bratislawa gegen die
Beteiligung slowakischer Truppen an einem Irak-Krieg. In Spanien haben vor wenigen
Amnesty, Greenpeace. Oxfam und die Ärzte ohne Grenzen die Website Ante la Guerra -
Actua eröffnet, in der sie die Internetbenutzer aufrufen, Protestmails an den spanischen
Regierungschef Aznar zu schreiben und ihn dazu aufzufordern, sich aktiv gegen einen Krieg
einzusetzen. Über 85.000 sind bis gestern beerits verschickt worden.




In den USA trat in jüngster Zeit A.N.S.W.E.R (Act Now to Stop War and End Racism)
besonders stark in Erscheinung. Die Initiative war maßgeblich an der Organisation der
Massenkundgebungen in den USA im Januar beteiligt und schuf die Plattform "Not in Our
Name". Die Träger der aktuellen Proteste kommen aus unterschiedlichen ideologischen Ecken
- von weit links außen über Frauengruppierungen bis hin zu christlichen Gruppen. Die sich
derzeit formierende Friedensbewegung ist ebenso inhomogen wie die globalisierungskritische
Bewegung. Eine weitere US-Site vernetzt die amerikanischen Aktivisten und könnte als eine
Art virtuelle Dachorganisation bezeichnet werden. An die 70 Initiativen schlossen sich
inzwischen mit United for Peace kurz. Auf deren Homepage werden sowohl Newsletter als
auch eine Suchmaschine für Anti-Kriegs-Aktionen in den einzelnen Bundesstaaten angeboten.

In Großbritannien, wo auch viele auflagenstarke Medien auf ihren Online-Ausgaben eigene
Irak-Sections mit teils überaus kritischen Einschätzungen der US-Kriegs-Ambitionen
eingerichtet haben, sticht bei den privaten Initiativen vor allem Stop War hervor. Über einen
durchaus professionellen Pressedienst versuchen sie ihre Botschaften auch in den
Mainstream-Medien zu platzieren und reagieren auf wichtige Vorstöße der US-Regierung mit
prompt mit gegenläufigen Statements. Anlässlich des Auftritts von Collin Powell vor dem
UN-Sicherheitsrat am vergangenen Mittwoch stellten sie Aussagen des ehemaligen
Koordinators des UNO-Hilfsprogramms für den Irak, Hans von Sponeck in ihre Presserubrik.





"Today former UN Humanitarian co-ordinator in Iraq, Hans von Sponeck, issued this
challenge to Colin Powell: 'UN arms inspectors are producing evidence of absence of
weapons of mass destruction in Iraq. The US and British governments have not managed to
produce more than allegations. A pre-emptive war, Secretary Powell, would not only
constitute the death penalty for large numbers of innocent civilians. It will also violate
international law and further marginalize the UN.' "






Derart mediengerecht portionierte Statements der Friedensbewegung werden auf »Stop War«
ebenso angeboten wie Kontakte zu interessanten Interviewpartnern. In Italien treffen sich die
Kriegsgegner auf Seiten wie Carta.org, wo neben News auch Grundsatzartikel über die
notwendige Abgrenzung zum Regime von Saddam Hussein und Startegie-Fragen (z.B.
»menschliche Schutzschilder« für die Zivilbevölkerung ) zu finden sind.

Natürlich sind auch die Aktivisten im deutschsprachigen Raum nicht untätig. Für die
bevorstehenden Demonstrationen am 15. Februar wurde ein Aktionsbündnis mit eigener
Webpage gegründet. Neben dem Programm ist dort eine Bus- und Bettenbörse abrufbar. Die
Ärztevereinigung IPPNW startete eine Postkartenaktion an Gerhard Schröder und G.W.
Bush. Die Initiative Vote4Peace will in den nächsten Wochen 100.000 Unterschriften unter
eine Anti-Kriegs-Petition sammeln, um diese an die Bundesregierung zu übergeben.

Die Kriegsbefürworter scheinen das Netz noch nicht wirklich für sich entdeckt zu haben.
Einschlägige Websites tauchen nur vereinzelt auf. »Americans for Victory Over Terrorism« (
AVOT) ist eine jener Initiativen, die einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Auf der
Homepage finden sich alle Argumente für einen Irak-Krieg und Berichte zu den Missetaten
des irakischen Diktators (die im übrigen auch die Friedensaktivisten nicht leugnen).
Diskussionsforen gibt es allerdings ebenso wenig wie ein Newsletterservice. Nicht gerade
professionell, würde wohl ein PR-Experte über den Mangel an »Kundenbindung« urteilen.

Die Friedensaktivisten scheinen jedenfalls im Netz die Nase vorne zu haben. Wie hoch ihr
Mobilisierungsgrad tatsächlich ist, wird sich am 15. Februar zeigen.
















Kommentare:
korrektur (new battles old war, 13.2.2003 4:42)
off topic: bolivien vor bürgerkrieg? - aktuelles crosspost (monoma, 12.2.2003 23:35)
Zu schön um wahr zu sein. (saul, 12.2.2003 18:09)
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