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Duracell schrieb am 16.4. 2005 um 04:53:31 Uhr über

Kreuzi

Kreuzi war der Anmelder der für den 1. Mai geplanten Grossdemonstration gegen die Grundgesetzänderung des Artikels 16. Die BK-Ermittlung der Polizei hatte auch seine frühere Interaktion mit Prominenten aufgedeckt, etwa mit DieterHallervorden. Durch diese Kontakte geriet er in die Liste AK (Anarchisten und Kabarettisten), die besondere Maßnahmen der Beobachtung und Reaktion von dem Begleitschutz der Demonstranten erforderte.

Als Gegenmaßnahmen erwägte die Polizei den Einsatz einer neuen Waffe, die unter den Beamten als Fakeweichenfeld verspöttelt und deren Entwicklung von der Öllobby gesponsert wurde. Es war eine direkt auf das Nervensystem des Getroffenen wirkende Strahlung, die ihn verwirrte und so verhinderte, dass er noch konsequente Handlungen durchführen konnte. Nach den ersten Einsätzen dieser nichttödlichen Waffe hatten Opfer eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Der Polizeipräsident sammelte diese alle in seiner Kunststoffklapperschachtel, genau wie die Ausdrucke der Eingaben von den Mitgliedern der Cyberkultur, die ein baldiges Wechseln von der Papierform zur Email propagierten.

Als Kreuzi von der Ermittlung erfuhr - er hatte auch so seine Informationsquellen - befiel ihn wieder die Strudellust. Er wollte den ganzen Haufen durchrühren. Seit seinem Erlebnis in der AsiaBridge, dem städtischen Zentrum zur Förderung der interkulturellen Kommunikation, bei dem er damals mit einem Kerzenverkäufer aus Nordkorea seinen Schokolebkuchen teilte, war er zu oft einfach derGenervteUser, der indirekt hinter jedem Asiaten den HerrMitzukiHatKeniaBesucht sah.

Sein Informant war BobbyConn und er arbeitete DataCare-Center der Stadt. Die Yamasaki-Story lief auf einer Nebenstraße ein, auf der eigentlich nur die Daten über Zuhaelter und die von dieser Personengruppe bevorzugte Wortliste im Zentralcomputer registriert wurden. »Du hättest mich sehen sollen«, schrieb BobbyConn auf dem Bierdeckel ihres Pubs. »Ich esse gerade meine letzte Schupfnudel, während ich die Story über Yamasaki aus den Augenwikeln verfolge und dann denke, ich krieg' einen Fön. Sie wollen dich mit Fakeweichen eindämmen. Seit der Geschichte von Haselhuhn, die in einem einzigen Rumpel die Friktionsenergie dieser Methode aufnahm und abdrehte, habe ich mir ja für so mildstabende Fälle ein Postfach in Finckendorff eingerichtet. Dorthin kannst Du mir auch antworten, falls es noch weitere Fragen gibt

Kreuzi lehnte sich wohlig zurück in seinem Sessel. BobbyConn war cool. Nicht so ein Heterogespenst aus irgendeiner weltfernen Raumstation wie Kenny. Der arbeitete ebenfalls im DataCare, aber er war schlicht und ergreifend irre, wie Kreuzi fand. In einer Fantamorgana hatte Kenny einmal in einer Datensammlung über Südafrika in NelsonMandela einen Computerspieletester gesehen und er schwor seitdem Stein und Bein, dass Mandela in Bottrop wohne und eigentlich Bwana Honolulu heiße.

Kreuzi war gespannt, welche Augen das BK machen würde, wenn sie am 1. Mai seine Klamotten aus Alufolie sehen würden und er grinste jetzt schon in die Kamera auf seinem Monitor. Sie sollten denken was sie wollen.



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