Vitamineinnahme führt zu erhöhten Krebsrisiko.
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Spiegel 3/2012 – Vitamin
Den bis dahin schwersten Schlag erhielt die Vitamin-Bewegung im Jahr 1994.
Damals wollten finnische Forscher nachweisen,
dass die Einnahme von Vitamin E und Betacarotin
(das im Körper dann zu Vitamin A wird), Rauchern Vorteile bringe.
Für die Studie wurden 29 133 männliche Raucher
zwischen 50 und 69 Jahren in verschiedene Gruppen eingeteilt.
Das unerwartete Ergebnis:
In der Gruppe, die Betacarotin schluckte,
stiegen die Fälle von Lungenkrebs um 18 Prozent an,
die Gesamtsterblichkeit der Vitaminkonsumenten war um 8 Prozent erhöht.
»Das Ergebnis war ein Schock«,
erinnert sich Ingrid Mühlhauser,
Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Hamburg.
"Man hielt das zunächst für ein Zufallsergebnis,
deshalb wiederholte man die Studie in den USA."
Dort wurden 18 314 Raucher und Asbestarbeiter
wieder per Zufallsgenerator in zwei Gruppen geteilt:
Die eine Hälfte bekam Vitamin A und Betacarotin,
die andere keine Zusatzvitamine.
Diesmal musste die Studie 21 Monate früher als geplant abgebrochen werden.
Der Grund: Bei den Vitaminkonsumenten traten deutlich mehr Fälle
von Lungenkrebs auf,
und es kam auch häufiger zu Todesfällen als in der Vergleichsgruppe.
Es wäre schlicht unverantwortlich gewesen,
den Studienteilnehmern weiter Vitaminpillen zu geben.
"Damit war klar, dass die als Rauchervitamine angepriesenen
Vitamine A und Betacarotin für Raucher schädlich waren",
sagt Mühlhauser.
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