Royale Eier
Ein Märchen.
Es war einmal ein dunkles, dunkles Königreich, darin lebte ein grausamer Herrscher mit seinem Heer.
Der Herrscher war grausamer denn andere, denn er hatte Gefallen an besonderen Hinrichtungsmethoden, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.
Jeden Monat um die Mitternachtsstunde liess er seine schwarzen Reiter durch die Gegenden seines Reiches ziehen, die ihm ein Opfer bringen sollten.
Die Leute erfuhren davon und versteckten sich des Nachts in ihren Häusern, denn sie hatten Angst vor dem König und vor seinem Heer.
Sie hörten das Hufgetrappel der Pferde auf dem Kopfsteinpflaster und wussten:
»Jetzt holen sie wieder einen !«
Und so mancher Tropf, der über die geselligen Wirtshausstunden hinaus die Zeit vergass und noch zu späterer Stunde es wagte nach Hause zu gelangen, den packten die schwarzen Reiter und brachten ihn in die Gemäuer der alten Burgruine nahe bei dem Schloss.
Dort fragte ihn der grausame König, wie er es immer tat, welche Speise der Gast von nun an tagtäglich sich bei ihm erwähle, denn er dürfe von nun an speisen wie ein Fürst, sagte er.
Den einen verlangte es nach Schweinebraten, ein anderer bestellte Kohlrübensuppe, wieder einer wollte Hammelgulasch und so weiter, sie alle starben nach vielen Wochen einen grausamen Tod.
So ging das in einem fort, jahrzehntelang.
Aber eines nachts, da passierte folgendes:
Da war einmal ein Pferdschaf, eines der letzten seiner Art, es war im Blumenwiesenheu einer Sommernacht auf dem Felde hinterm Holzschuppen eingeschlafen und ausversehen hatte es die Zeit vergessen und wachte erst auf, als Regentropfen ihm lautnass auf die Stirne klatschten.
Vor wenigen Stunden noch, da war es freudig hüpfend um seine kleine Erdpfeife herumgesprungen und darüber war es eingeschlafen, weil der Stoff so gut war und es sich einmal mehr gut träumen liess damit, des Nachts draussen vor den Toren der Stadt.
Es erwachte unsanft und zupfte sich das lange wilde Haar zurecht, es ging so leise wie möglich und schlich im Morgengrauen über das Kopfsteinpflaster vom Dorfplatz, doch da war es schon zu spät. Die schwarzen Reiter hatten es gesehen, nahmen es und brachten es vor den König. Da stand es nun, nackt und bloss vor dem grausamen Herrscher des Landes.
Der König fragte es:
»Pferdschaf ! Sage mir, was willst du haben jeden Tag an meinem Hofe, was ist dein Begehr, was immer auch für eine Delikatesse du dir erwählst zu deiner Speise, das wirst du von mir bekommen !«
Das Pferdschaf überlegte kurz und gab dem König zur Antwort:
»So sei es, König ! Ich will Royale Eier haben ! Gib mir Royale Eier zu meiner täglichen Speise !«
Der König wunderte sich, meinte aber alles besorgen zu können, und weil ihm sein grausames Spiel so sehr gefiel, willigte er ein, dachte er doch, seine Hofköche seien die besten der Welt und ganz international.
Doch so sehr sie auch suchten, sie konnten Royale- Eier nirgends finden und der König liess das Pferdschaf holen und sagte:
»Pferdschaf ! Ich habe keinen Koch gefunden weit und breit, der dir dieses Gericht zubereiten kann, das du dir erwählt hast !«
Das Pferdschaf gab zur Antwort:
»Eija, König, das weiss ich ! So gib mir jetzt deine Eier, wie du es auch versprochen hast !«
Der König erschauerte, denn er begriff nun, dass es seine eigenen Eier waren, nach denen das Pferdschaf verlangte.
Er sagte schnell:
»Schere dich fort Pferdschaf und lass dich in meinem Königreich nicht mehr sehen !«
Doch das Pferdschaf beharrte auf seinem Recht, es wiederholte gleichmütig:
»Nun gib mir auch deine Eier König, wie du es mir versprochen hast ! Schneide dir ab deine Eier und gib sie her zu mir, damit ich sie jetzt aufessen kann, denn ich bin sehr hungrig ! «
Da wurde der König zornig auf das Pferdschaf und wollte es hinauswerfen, doch schon riefen da zehn andere:
»Hier sind sie ! Da, nimm die Eier des Königs !«
Das Pferdschaf grinste zufrieden, es nahm die Eier des Königs, die wie zwei dicke schwere Steine ihr Gewicht hatten, und vergrub sie unter dem Lindenbaum vor'm Schlossplatz und ging seines Weges.
Doch über Nacht kam der Regen und weichte den Boden stark auf, spülte die Eier des Königs wieder heraus und liess sie den Hang hinunterrollen.
Sie rollten und rollten bis vor des königlichen Hofbräumeisters Türe.
Der fand sie am nächsten Morgen vor sich liegend und dachte bei sich: »Ei, dass sich daran der König nicht den ehrenwerten Fuss anstosse !«
Und er nahm die Eier des Königs und trug sie zum Waldesrand, wo sie genau jener Wolf frass, der auch das siebente Geisslein verschluckt hatte.
Der Wolf war hungrig und frass auf die Eier des Königs, da begann sich alles um ihn zu drehen, die Bäume drehten sich, die Geisslein waren nackig und drehten sich auch und dem Wolf wurde dabei so schlecht, dass er kotzte und kotzte und kotzte.
Und kotze auch aus das siebente Geisslein, welches sich sehr freute und zur Geissenmutter nach Hause rannte, denn es hatte viel zu erzählen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Zur freundlichen Erinnerung an eine verschwundene Erzählung in prähistorischer Zeit, als es noch Pferdschafe und Royale-Eier gab, harmlose kleine Geschichten, die zensiert wurden, weil man »Epihüpfendes« nicht mehr haben wollte und braune Esoscheisse daraus machen wollte, um es zu entstellen.
Dagegen wehrten sich die Götter und schrieben ein Neues.
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