Es wird Sie wundern, wenn ich Ihnen erzähle, daß ich gestern, am Palmsonntage, in Pedralbes auf einem südlichen nicht über 400 Fuß hohen Abhange im Schatten der Häuser trotz des sonnenhellen Himmels dickes Eis auf den Pfützen fand. Ueberhaupt ergeht fast aus ganz Spanien die Klage über einen ganz ungewöhnlich strengen Nachwinter. Daher sahen mich die Catalonier eher neidisch als verwunderungsvoll im Pelze auf der Rambla muralla del mar spazieren gehen. Mag der spanische Lenz, den ich in Valencia zu finden hoffe, auch fast tropische Ueppigkeit und glühende Blüthenpracht entfalten, – ein Reiz des deutschen Frühjahrs fehlt ihm dennoch; es ist die völlige Wiedergeburt aus winterlichem Todesschlafe. Die vielen immergrünen Bäume und Sträucher lassen ihn nur Lücken ausfüllen. Es ist nur eine Vervollständigung, keine junge neue Schöpfung. Wenn die auch bei uns vorkommenden Pappeln, Ulmen, Akazien und einige andere nicht immergrünen Bäume, die jetzt hier noch so kahl und todt dastehen, maßgebend sein müssen, so ist hier heute noch Winter. Und doch blühen die Wicken- und Pferdebohnenfelder und der Weizen ist dem Schossen nahe. Es fehlt hier die Ueberraschung, das Gefühl der Erlösung aus der Fessel des Winters.
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