1962 reist Kardinal Frings, von den tolerant–wissenden Kölnern nicht nur wegen der bis ins hohe Alter fast mädchenhaft zu nennenden Stimme 'die alte Frau Frings' genannt, zum II. vatikanischen Konzil. Als Adlatus führt er einen blitzgescheiten, jedoch noch weitgehend unbekannten Spezialisten für Dogmatik und sonstige Pseudowissenschaft mit sich, der zumindest damals fast schon als progressiver Hitzkopf zu gelten hat: Joseph Ratzinger. Die enge Vertrautheit der beiden spiegelt sich auch in den überlieferten Fotografien, wobei es hier einmal mehr ewig zu bedauern ist, dass in den wichtigsten Augenblicken des Lebens ohnehin nie eine Kamera dabei ist: Zwei sehr schlanke, fast fragile Herren, der deutlich ältere Frings mit jenen bekannt weichen Gesichtszügen, die an mittelalterliche Darstellungen der heiligen Anna erinnern, und sein jünger als 35 wirkender Begleiter, dessen feine Gesichtszüge deutlich machen, dass seine heutige androgyne Erscheinung nicht erst mit dem allseits bekannten Phänomen des Testosteronabbaus alter Männer zur Ausprägung gekommen ist. Du, verehrter Leser, hast diesen Beitrag nie gelesen, ja, besser noch, er existiert gar nicht: Wenn uns die Kirche Dinge, die nie existiert haben, als real verkauft, wieso sollte der Widersacher nicht zum reziproken Mittel greifen?
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