Das Konzentrationslager Ravensbrück (auch: KZ Ravensbrück) war ein reichsdeutsches Konzentrationslager im damaligen brandenburgischen Landkreis Templin - Uckermark. Es befand sich in der Nähe der kleinen – damals mecklenburgischen – Stadt Fürstenberg an der Havel, rund 100 km nördlich von Berlin, und gilt als das größte Frauenkonzentrationslager des Deutschen Reichs.
Heute befindet sich auf dem Gelände die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
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1 Geschichte
1.1 1939
1.2 1940
1.3 1941
1.4 1942
1.5 1943
1.6 1944
1.7 1945
1.8 Auflösung und Befreiung
1.9 Nachkriegszeit
1.10 Bilanz
2 Leben im Lager
3 Außenlager
4 Personen
4.1 Todeszahlen
4.2 Häftlinge
4.3 Personal
5 Gedenkstätte
6 Siehe auch
7 Einzelnachweise
8 Medien
8.1 Literatur
8.2 Dokumentarfilm
8.3 Bilder
8.4 Weblinks
Geschichte [Bearbeiten]
Das Lager wurde im Dorf Ravensbrück am Schwedtsee von Dezember 1938 bis April 1939 auf Anordnung des Reichsführer-SS Heinrich Himmler von Häftlingen des KZ Sachsenhausen zunächst als reines Frauenlager errichtet. Im April 1941 kam ein kleines Männerlager für zunächst 350 Häftlinge hinzu. Bis Juni 1942 wurde in unmittelbarer Nähe das Jugendschutzlager Uckermark für zunächst 400 weibliche Jugendliche fertiggestellt und mit in Betrieb genommen. Das KZ Ravensbrück umfasste 1945 eine Fläche von etwa 170 Hektar und hatte bis zu 70 Außenlager im Reichsgebiet sowie in den besetzten Gebieten, in denen durch Häftlinge Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichtet werden musste.
1939 [Bearbeiten]
Zwangsarbeit im KZ Ravensbrück, 1939Am 18. Mai 1939 wurden die ersten knapp 900 weiblichen Häftlinge aus dem KZ Lichtenburg in das neue Lager Ravensbrück verlegt. Diese Häftlinge mussten zunächst beim weiteren Ausbau des Lagers und beim Bau der Wohnsiedlung für die SS-Wachmannschaft mitarbeiten. Bereits Ende Juni 1939 wurden erstmals 440 Roma und Sinti mit ihren Kindern aus dem österreichischen Burgenland nach Ravensbrück deportiert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kamen zunächst auch Frauen aus dem besetzten Polen, später auch aus den anderen vom Deutschen Reich besetzten Ländern hinzu.
1940 [Bearbeiten]
Im Januar 1940 inspizierte Himmler das Lager und erließ die offizielle Anordnung, die die Prügelstrafe für weibliche Häftlinge einführte. Im Zuge der totalen Umstellung auf die Kriegswirtschaft wurde am 21. Juni 1940 der SS-Betrieb „Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbH“ in Ravensbrück gegründet. Im Lager wurde ein sogenannter „Industriehof“ mit Produktionsstätten eingerichtet, wo die Häftlinge „frauentypische“ Arbeiten verrichten mussten. Im Dezember 1940 waren bereits 4.200 weibliche Gefangene in Ravensbrück registriert, die in 16 KZ-Baracken untergebracht waren.
1941 [Bearbeiten]
Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich bis April 1941 um weitere 3.500 Häftlinge. Im gleichen Monat wurden 1.000 Frauen aus Ravensbrück nach Auschwitz zum Aufbau des dortigen Vernichtungslagers transportiert.
1942 [Bearbeiten]
Da Ravensbrück zu diesem Zeitpunkt noch über keine eigene Gaskammer verfügte, wurden im April 1942 über 1.600 Frauen, davon etwa die Hälfte Jüdinnen, selektiert und in der NS-Tötungsanstalt Bernburg vergast. Nach der Zerstörung des tschechischen Dorfes Lidice durch deutsche Einsatzkommandos wurden im Juni 1942 182 überlebende Frauen des Dorfes nach Ravensbrück deportiert.
Am 20. Juli begann Himmlers Leibarzt Karl Gebhardt, der 12 km entfernt seine Klinik Hohenlychen betrieb, in Ravensbrück Experimente an KZ-Häftlingen bezüglich Sulfonamide (Antibiotika). Das Nazi-Idol Heydrich war unter seiner Aufsicht an Gasbrand verstorben und Gebhardt war in große Bedrängnis geraten, da er u.a. durch Hitlers Leibarzt Morell kritisiert wurde, dass Heydrich noch leben könne, wären andere Sulfonamide verabreicht worden. Gebhardt ließ in einer ersten Versuchsreihe 15 männlichen und 42 polnischen, weiblichen Häftlingen Verletzungen zufügen, die Kriegsverletzungen simulieren sollten. Zur Auslösung einer Infektion ließ er in die Wunde Stoffe, Glassplitter, Lehm, Zellstoff o.ä. einfügen. An den eiternden Wunden wurde die Wirkweise verschiedener Sulfonamide getestet. [1]
Im Zuge des verstärkten Einsatzes von Lagerinsassen aller KZ in der Kriegswirtschaft und in der Rüstungsindustrie ließ die Firma Siemens & Halske ab Juni 1942 Fertigungsbaracken für seine Produktion am KZ Ravensbrück errichten, wo die inhaftierten Frauen in der Folgezeit dann Zwangsarbeit verrichten mussten. Am 1. August 1942 begannen SS-Ärzte mit weiteren medizinischen Versuchen an gesunden Frauen. Nach der Anordnung des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, das Lager Ravensbrück „judenfrei“ zu machen, wurden am 6. Oktober 1942 über 600 Frauen, fast ausnahmslos Jüdinnen, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Im Dezember des gleichen Jahres war das Lager mit 10.800 Gefangenen aus ganz Europa belegt.
SS-Feldpostkarte des Krematoriums im KZ RavensbrückAm 3. September inspizierte Reichsarzt-SS Grawitz das Lager Ravensbrück und ordnete an, den Häftlingen seien Schussverletzungen zuzufügen, da er die bisher zugefügten Verletzungen als »Mückenstiche« bezeichnete. Gebhardt begann nun mit einer neuen Versuchsreihe an 24 polnischen Häftlingen. Er ließ ihnen keine Schussverletzungen zufügen, sondern impfte zugefügte Wunden mit Gasbrand-Erregern. Er erreichte starke Infektion der Wunden, an denen starker Gasbrand entstand. Drei Frauen verstarben an dieser Versuchsreihe. Insgesamt fünf Frauen starben an Gebhardts Sulfonamid-Versuchsreihen, viele wurden zu Invaliden. Die relativ niedrige Sterberate wurde auf die Wirksamkeit der Sulfonamide zurückgeführt. [2]
1943 [Bearbeiten]
Ende Februar 1943 kamen auch weibliche Kriegsgefangene der Roten Armee nach Ravensbrück. Wegen des verstärkten Einsatzes von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie wurden ab März Außenlager des KZ Ravensbrück eingerichtet. Da die SS der großen Zahl der Toten nicht mehr Herr wurde, errichtete man im Herbst 1943 ein eigenes Krematorium für das KZ Ravensbrück. Die Asche der Toten wurde zumindest teilweise in den benachbarten Schwedtsee geschüttet. Im Dezember 1943 waren in Ravensbrück und seinen Außenlagern ca. 15.100 Häftlinge registriert.
1944 [Bearbeiten]
Im Laufe des Jahres 1944 kamen noch tausende Gefangene aus evakuierten Haftstätten im besetzten Frankreich und den geräumten KZ aus dem Osten des Deutschen Reichs, z. B. aus dem KZ Majdanek. Im September 1944 waren die Baracken derart überfüllt, dass die Kommandantur zur Unterbringung der Gefangenen Zelte im Lager aufstellen ließ. Viele der darin untergebrachten Frauen und Kinder überlebten den Winter 1944/1945 nicht. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands verschlimmerte sich die Situation dramatisch, als im Oktober 12.000 polnische und jüdische Frauen und Kinder nach Ravensbrück deportiert wurden. Es wurden 1944 insgesamt 70.000 Ravensbrücker Häftlinge in andere Lager zur Zwangsarbeit abgegeben, so zu Heinkel nach Rostock, zu Siemens nach Zwodau und über 10.000 Polinnen und Jüdinnen nach Auschwitz-Birkenau.
Beschuldigte, die im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet wurden, denen aber keine unmittelbare Beteiligung nachgewiesen werden konnte, wurden, wie Otto Schniewind, Hjalmar Schacht, Tilo von Wilmowsky und Peter Bielenberg, vom Zellengefängnis Lehrter Straße nach Ravensbrück verlegt. Weiterhin wurden im Rahmen der Aktion Gitter ab dem 22. August Regimekritiker, die vorsorglich auf schwarzen Listen erfasst worden waren, unter anderem auch in Ravensbrück eingeliefert, darunter die Freiburger Professoren Adolf Lampe, Constantin von Dietze und Gerhard Ritter.
1945 [Bearbeiten]
Mitte Januar 1945 waren in Ravensbrück mit seinen Außenlagern fast 46.100 weibliche und über 7.800 männliche Häftlinge registriert. Anfang Februar erhöhte sich die Zahl um 11.000 Häftlinge aus anderen, geräumten KZ und Außenlagern. Das Jugendschutzhaftlager Uckermark wurde ebenfalls geräumt. In ihm wurden jetzt arbeitsunfähige Frauen untergebracht, tausende dieser Frauen wurden in den folgenden Wochen ermordet. Im Februar 1945 wurden in Ravensbrück ein Richtplatz sowie eine provisorische Gaskammer errichtet, in der bis Ende März 2.300 bis 2.400 Opfer getötet wurden.[3]
Auflösung und Befreiung [Bearbeiten]
Weibliche Gefangene in Ravensbrück in Erwartung ihrer Rettung durch das Schwedische Rote KreuzIn der Zeit vom 5. April bis 26. April 1945 gelang es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz und dem Schwedischen Roten Kreuz unter Folke Bernadotte, 7.500 Frauen aus Ravensbrück in die Schweiz und nach Schweden zu evakuieren. Da sich die Front im April 1945 dem Lager immer mehr näherte, wurde das KZ Ravensbrück ab dem 27. April schließlich von der SS geräumt und die Insassen auf einen Todesmarsch getrieben. Zurück blieben lediglich schwerkranke Häftlinge: 2.000 Frauen und 300 Männer sowie Häftlingspflegepersonal, insgesamt rund 3000 Personen. Am 30. April 1945 erreichten sowjetische Truppen Fürstenberg und befreiten auch die verbliebenen Insassen des KZ Ravensbrück. Die Häftlinge auf dem Todesmarsch wurden bis zum 3. Mai 1945 von sowjetischen Einheiten eingeholt und ebenfalls befreit. An den Folgen der KZ-Haft starben in folgenden Wochen und Monaten aber noch zahllose ehemalige Häftlinge.
Nachkriegszeit [Bearbeiten]
Mitglieder des SS-Wachpersonals, Aufseherinnen und ehemalige Häftlinge mit Funktionen in der Lagerverwaltung wurden nach Kriegsende von den Alliierten festgenommen und von 1946 bis 1948 in den Hamburger Ravensbrück-Prozessen vor Gericht gestellt. 16 Angeklagte wurden wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod verurteilt.
Teile des KZ-Geländes sowie die SS-Wohnsiedlung wurden von der sowjetischen Garnison in Fürstenberg bis zum Abzug der dann sowjetischen Truppen 1993 militärisch bzw. zu Wohnzwecken genutzt.
Auf einem Teil des Lagers weihte die DDR 1959 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland wurden weitere Teile des Lagers in die Gedenkstätte einbezogen.
Nach dem Krieg wurde wenig über Ravensbrück berichtet, es wurde als eines der kleineren Lager betrachtet.
Neue Aufmerksamkeit und Interesse am Lager folgte nach dem Majdanek-Prozess in Düsseldorf ab 1976. Die größte Aufmerksamkeit im Prozess bekam die SS-Wächterin Hermine Braunsteiner, die von dem bekannten Nazi-Aufklärer und Verfolger Simon Wiesenthal aufgespürt worden war.
Auch im September 2006 rückte die Geschichte des Lagers wieder in das öffentliche Bewusstsein, als die USA die mittlerweile 83-jährige Elfriede Rinkel auswiesen. Diese hatte seit 1959 in den Vereinigten Staaten in Kalifornien gelebt, teilte das US-Justizministerium in Washington mit. Dabei habe sie aber über ihre NS-Vergangenheit gelogen. Elfriede Rinkel, geb. Huth, die nach wie vor die deutsche Staatsbürgerschaft hat, sei Anfang des Monats September 2006 nach Deutschland zurückgekehrt, nachdem den Behörden ihr Vorleben in der NS-Zeit bekannt geworden sei und ein Gericht sie zum Verlassen des Landes bis Ende September 2006 aufgefordert habe.
Rinkel sei von Juni 1944 bis zur Aufgabe des Lagers im April 1945 Aufseherin in Ravensbrück gewesen. Sie habe bei der „Erfüllung ihrer Aufgaben“ einen trainierten Hund benutzt, teilte das US-Justizministerium weiter mit. Im KZ Ravensbrück hielten die Nationalsozialisten hauptsächlich Frauen gefangen und zwangen sie – oft mit Hilfe von Hunden – zu schwersten Arbeiten. „KZ-Wärter wie Elfriede Rinkel spielten bei der entsetzlichen Misshandlung unschuldiger Opfer durch das NS-Regime eine bedeutende Rolle“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums.
Bilanz [Bearbeiten]
Zwischen 1939 und 1945 sind insgesamt etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche aus 40 Nationen und Volksgruppen im KZ Ravensbrück und dem Jugendschutzhaftlager Uckermark registriert worden. Sie wurden von ca. 1.000 SS-Leuten und knapp 550 Aufseherinnen bewacht. Man geht davon aus, dass 28.000 Häftlinge in diesem KZ ums Leben gekommen sind.[4] Das Gedenkbuch nennt 60 Jahre nach der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück die Namen von 13.161 Frauen, Männern und Kindern.
Leben im Lager [Bearbeiten]
Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Diese schwere Walze mussten Frauen beim Straßenbau ziehen.Wenn eine neue Gefangene in Ravensbrück ankam, erhielt sie eine Nummer und eine Kennzeichnung durch ein auf der Kleidung zu tragendes farbiges Dreieck, welches durch die Farbe eine Kategorie und durch einen Buchstaben die Nationalität bezeichnete. Jüdische Frauen trugen den sogenannten Judenstern. Kriminelle trugen grüne Dreiecke, Widerstandskämpferinnen und sowjetische Kriegsgefangene trugen rote Dreiecke, und Mitglieder der Bibelforscher bzw. Zeugen Jehovas wurden mit violetten Winkeln gekennzeichnet. Separat klassifiziert mit schwarzen Dreiecken wurden als »asozial« kategorisierte Häftlinge.
Die Insassen in Ravensbrück litten unermesslich. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen, Tausende wurden erschossen, erwürgt, vergast, lebendig begraben oder arbeiteten sich zu Tode. Einige starben in so genannten medizinischen Experimenten (siehe auch: Nürnberger Ärzteprozess). Alle Insassen, einschließlich der kleinen Kinder, mussten schwere Arbeit verrichten, die allgemein zum Tod führte. Die Frauen wurden gezwungen, zum Beispiel für Siemens Teile für die V-2-Raketen zu bauen.
Lagerordnung
„Jede Schutzhaftgefangene darf im Monat einen Brief oder eine Karte absenden oder empfangen.
Die Zeilen müssen mit Tinte, übersichtlich und gut lesbar geschrieben sein. Briefe dürfen vier normale Seiten mit je 15 Zeilen und Karten 10 Zeilen nicht überschreiten. Jedem Schreiben darf nur eine 12 Rpf. Briefmarke beigefügt werden, weitere verfallen der Beschlagnahme zugunsten mittelloser Häftlinge. Fotos dürfen nicht geschickt werden. Alle Postsendungen müssen mit Häftlings- und Blocknummer versehen sein. Pakete jeglichen Inhalts dürfen nicht empfangen werden. Es kann im Lager alles gekauft werden. Geldsendungen sind zulässig, müssen aber durch Postanweisung erfolgen. Nationalsozialistische Zeitungen sind zulässig, müssen aber vom Häftling selbst über die Postzensurstelle des Frauen-Konzentrationslagers bestellt werden.
Entlassungsgesuche aus der Schutzhaft an die Lagerleitung sind zwecklos.“
– Auszug aus der Lagerordnung des KZs Ravensbrück
Die Postbestimmungen änderten sich häufig und wurden von der Willkür der SS geprägt. Deshalb gab es von Zeit zu Zeit unterschiedliche Vordruckbriefe und Vordruckkarten.
Außenlager [Bearbeiten]
Liste der Nebenlager und Außenkommandos des KZ Ravensbrück
Während des 2. Weltkrieges entstanden über das Deutsche Reich verteilt mehr als 70 Nebenlager des Stammlagers Ravensbrück. Dort wurden die weiblichen Häftlinge als Zwangsarbeiterinnen insbesondere für die Kriegsproduktion ausgenutzt. Die Einnahmen daraus teilte sich die SS mit deren Betreibern.
Unter anderem gab es Außenlager in Karlshagen, Magdeburg, Genthin, Neubrandenburg, Neustadt-Glewe, Rostock-Schwarzenpfost, Uckermark, Velten und Zwodau (in Karlshagen, Neubrandenburg,Nordwestuckermark und Zwodau).
Personen [Bearbeiten]
Todeszahlen [Bearbeiten]
Totenehrung beim Internationalen Friedenstreffen in Ravensbrück am 10. September 1949, mit damaliger Schätzung der Anzahl der TotenMit der schnellen Annäherung der Roten Armee im Frühjahr 1945 entschied die SS, möglichst viele Gefangene zu töten, um zu vermeiden, dass diese später bezeugen konnten, was im Lager geschehen war. Bis zur Befreiung wurden Zehntausende Frauen und Kinder ermordet. Eine grobe, methodisch sehr fragwürdige britische Schätzung von 1946 gab etwa 92.000 in Ravensbrück verstorbener, ermordeter und vergaster Frauen an, was sich als stark überhöht erweisen sollte.
Die Forschung geht auf verbesserter Quellengrundlage von mindestens 25.000 und höchstens 40.000 Opfern aus; neue Veröffentlichungen aus dem Jahr 2008 nennen 28.000.[4] In dieser Zahl sind die Opfer der Todesmärsche nicht inbegriffen.
Häftlinge [Bearbeiten]
Hauptartikel: Liste von Häftlingen im Konzentrationslager Ravensbrück
Unter den Tausenden Gefangenen im Konzentrationslager Ravensbrück waren auch vier weibliche Mitglieder des Special Operations Executive (SOE): Denise Bloch, Cecily Lefort, Lilian Rolfe und Violette Szabo, sowie Niet Elise und die 25-jährige französische Prinzessin Anne de Bauffremont-Courtenay. Aus Lidice waren 195 Frauen untergebracht. Am 18. Januar 1945 kamen die nichtjüdischen Mitglieder des Mädchenorchesters von Auschwitz ins KZ Ravensbrück. Am 22. April 1945 erfolgte die Evakuierung aller Skandinavierinnen in der Aktion Folke Bernadotte durch die weißen Busse.[5]
Personal [Bearbeiten]
Das KZ leiteten als Lagerkommandant:
SS-Standartenführer Günther Tamaschke
SS-Hauptsturmführer Max Koegel
SS-Hauptsturmführer Fritz Suhren
Das Männerlager unterstand SS-Hauptsturmführer Johann Schwarzhuber. Die Kommandanten führten den Titel „Lagerdirektor“.
In Ravensbrück setzte man viel weibliches Personal als Wärterinnen oder Aufseherinnen ein oder bildete sie dafür aus. Zu diesem Personenkreis zählten: Dorothea Binz – Luise Brunner – Grete Boesel – Hermine Braunsteiner-Ryan – Christine Holthöwer – Anna Klein-Plaubel – Johanna Langefeld – Elfriede Mohneke – Carmen Mory – Ruth Neudeck – Margarete Rabe – Vera Salvequart – Ilse Vettermann – Ida Schreiter – Eugenia von Skene – Emma Zimmer – Erna Wallisch
Für die Selektionen und „medizinischen Experimente“ gab es eine Reihe von SS-Ärzten unter der Leitung der beiden Standortärzte, SS-Untersturmführer/Hauptsturmführer Walter Sonntag (2. Mai 1940 bis Dezember 1941 oder nach anderen Quellen Juli 1941/Februar 1942) und SS-Hauptsturmführer Gerhard Schiedlausky. Ihnen waren folgende Lagerärzte und Sanitätspersonal unterstellt: Gerda Ganzer – Martha Haake – Martin Hellinger – Liesbeth Krzok – Elisabeth Marschall – Herta Oberheuser – Benno Orendi – Rolf Rosenthal – Walter Sonntag – Percy Treite – Richard Trommer – Gerda Weyand – Adolf Winkelmann
Gedenkstätte [Bearbeiten]
Briefmarke der DDR, 1989
30 Jahre Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Rundgang von Jugendlichen durch die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in der DDR, 1988.
Skulptur „Tragende“ von Will Lammert, Ansicht vom Schwedtsee, nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, 1980Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers befindet sich heute eine Gedenkstätte. Nachdem das ehemalige Lagergelände von der sowjetischen Armee bis 1993 als Garnison der rückwärtigen Dienste genutzt wurde, konnten Teilbereiche des Lagergeländes, wie der ehemalige Zellenbau, die ehemalige SS-Kommandantur – heute Verwaltungsgebäude der Mahn- und Gedenkstätte, beherbergt die Hauptausstellung – und Außenflächen am See schon ab Mitte der 1950er-Jahre beziehungsweise ab 1983 in die Gedenkstätte mit einbezogen werden. In den ehemaligen Aufseherinnenunterkünften befindet sich heute eine Jugendherberge und Jugendbegegnungsstätte.
Seit 1996 besteht eine Kooperation zwischen der Kolping-Jugend im Diozösenverband Berlin und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.[6]
Am 16. und 17. April 2005 fand auf dem Gelände des ehemaligen KZ eine Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung statt. Eingeladen waren unter anderem rund 600 Überlebende aus aller Welt, vor allem aus Osteuropa. Unter anderem sprachen Renate Schmidt (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und Matthias Platzeck als Ministerpräsident des Landes Brandenburg.
Am 15. April 2005 wurde auf dem Freigelände der Gedenkstätte eine neue Dauerausstellung über die Zugtransporte nach Ravensbrück eröffnet. Zentrales Ausstellungsstück der Freilichtausstellung ist ein aufgearbeiteter Güterwagen. Die Tafeln der Ausstellung informieren über die zeitliche Entwicklung und Herkunft der Transporte nach Ravensbrück, erklären die verschiedenen Zugtypen, Ankunftsorte der Züge und die Rolle der Anwohner. Es ist vermutlich die bis dato einzige Ausstellung in einer deutschen Gedenkstätte, die sich allein dem Thema der Transporte in das Lager widmet. Konzipiert und realisiert hat die Museumskonzeption Karolin Steinke aus Berlin; die Ausstellungs-Architektur und Gestaltung lagen in den Händen des Berliner Grafikdesigners Jakob Brummack.
2009 wurde das Besucherleitsystem bestehend aus 41 Stelen mit dem red dot communication design award in der Kategorie Information design/Public space ausgezeichnet.[7]
Siehe auch [Bearbeiten]
Le Verfügbar aux Enfers (Die frz. Operette von Germaine Tillion entstand in Ravensbrück).
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg, 2002,S. 285 ff. - Zu den Versuchen in Ravensbrück: Aussage Gebhardts in NOR 1, Prot. S. 3965-4261 G. Aussage Dr. Fischers in NOR 1, Prot. S.985-986, S.4303-4433 G. Aussage der polnischen Häftlingsärztin Zofia Maczka S. 1450-1459 G. Aussagen von weiblichen Häftlingen aus Ravensbrück: Nürnberger Dok. NO-861, NO-864, NO-871, NO-875-875, NO-877.
2.↑ Zámečník, S.288.
3.↑ Stefan Hördler: Die Schlussphase des Konzentrationslagers Ravensbrück. Personalpolitik und Vernichtung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), H. 3. S. 244 f.
4.↑ a b Stefan Hördler: Die Schlussphase des Konzentrationslagers Ravensbrück. Personalpolitik und Vernichtung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), H. 3. S. 247.
5.↑ Christiane Baltes: Schweden und die Befreiung skandinavischer KZ-Insassen aus Deutschland. „Bernadotte-Aktion“ und United Nations Relief and Rehability Administration (UNRRA) (PDF). Humboldt-Universität zu Berlin, Nordeuropa-Institut, 8. Dezember 2005.
6.↑ Kolpingjugend-Berlin Ravensbrückrubrik
7.↑ Pressemeldung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten vom 17. August 2009, abgerufen am 18. August 2009.
Medien [Bearbeiten]
Literatur [Bearbeiten]
Gedenkbuch für die Opfer des Konzentrationslagers Ravensbrück 1939–1945. Herausgegeben von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Wissenschaftliche Leitung: Bärbel Schindler-Saefkow unter Mitarbeit von Monika Schnell.
Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände (bis 2008 erschienen: 8 Bände). C.H. Beck, München 2005–?, ISBN 978-3-406-52960-3 (i. Dr.; Inhaltsregister).
4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück, ISBN 978-3-406-52964-1.
Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Dt. Verl.-Anstalt dtv, 1958. 2. Aufl., Ullstein Taschenbuch, 480 S., ISBN 3-548-36332-6.
Charlotte Müller: Die Klempnerkolonne in Ravensbrück. Erinnerungen des Häftlings Nr. 10787. Dietz Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-320-00808-0.
Franziska Bruder, Heike Kleffner (Hg.): … die Erinnerung darf nicht sterben. Barbara Reimann – Eine Biografie aus acht Jahrzehnten Deutschland. Unrast Verlag, Münster, ISBN 3-89771-802-2 (Interview mit Ebba Rohweder, 1. März 2004: [1]).
Neus Català: „In Ravensbrück ging meine Jugend zu Ende“. Vierzehn spanische Frauen berichten über ihre Deportation in deutsche Konzentrationslager. edition tranvía, Berlin 1994, ISBN 978-3-925867-11-8.
Simone Erpel (Hrsg.): Im Gefolge der SS: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück. Begleitband zur Ausstellung. Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-19-2.
Florence Hervé: „Wir fühlten uns frei“: Deutsche und französische Frauen im Widerstand. Klartext, Essen 1997 (ausführliche Literaturangaben, insbesondere über die vielen Französinnen in R.).
Hans Hesse / Jürgen Harder (Hrsg.): … und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müßte … – Die Zeuginnen Jehovas in den Frauenkonzentrationslagern Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück. Essen 2001, ISBN 3-88474-935-8.
Freya Klier: Die Kaninchen von Ravensbrück. Medizinische Versuche an Frauen in der NS-Zeit. München 1994.
Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hrsg.): Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Unrast Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-204-0. (Ausstellung, Buch: [2]).
Ingeborg Lüdtke: Übrigens ... wir sind die letzten. Überlebende des Frauen-KZ Ravensbrück berichten. Editions Schortgen, 2005, ISBN 2-87953-979-X (Hörbuch und Begleitbuch)
Sigrid Jacobeit (u.a.) (Hrsg.): Forschungsschwerpunkt Ravensbrück: Beiträge zur Geschichte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Berlin 1997, ISBN 3-89468-248-5.
Sigrid Jacobeit, Lieselotte Thoms-Heinrich: Kreuzweg Ravensbrück – Lebensbilder antifaschistischer Widerstandskämpferinnen. Verlag für die Frau, Leipzig 1987.
Anke Krüger: Bibliographie zur Geschichte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. ISBN 3-8334-0623-2.
Anja Lundholm: Das Höllentor. Bericht einer Überlebenden. Mit einem Nachwort von Eva Demski. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-499-12873-X.
Anne Mohr, Elisabeth Prégardier (Hrsg.): Gesang aus dem Feuerofen. Frauen-KZ Ravensbrück 1939–1945. Annweiler 2002.
Jack G. Morrison: Ravensbrück. Das Leben in einem Konzentrationslager für Frauen 1939–1945. Pendo, 2002, ISBN 3-85842-486-2.
Silke Schäfer: Zum Selbstverständnis von Frauen im Konzentrationslager. Das Lager Ravensbrück (Dissertation als PDF). Berlin 2002.
Gisela Schwarze: Es war wie Hexenjagd … Die vergessene Verfolgung ganz normaler Frauen im Zweiten Weltkrieg. Ardey-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-87023-327-3.
Karolin Steinke: Züge nach Ravensbrück. Transporte mit der Reichsbahn 1939–1945. Metropol Verlag, Berlin 2009, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Band 26, ISBN 978-3-940938-27-5. (deutsch und englisch, zahlreiche Abb.)
Bernhard Strebel: Ravensbrück – das zentrale Frauenkonzentrationslager. In: U. Herbert/K. Orth/Ch. Dieckmann (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. Bd. I, S. 215–258. Göttingen 1998.
Bernhard Strebel: Das KZ Ravensbrück – Geschichte eines Lagerkomplexes. Paderborn 2003, ISBN 3-506-70123-1.
Germaine Tillion: Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Fischer, Frankfurt 2001, ISBN 3-596-14728-X.
Loretta Walz: „Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag.“ Die Frauen von Ravensbrück. Kunstmann, München 2005, ISBN 3-88897-388-0.
Isa Vermehren: Reise durch den letzten Akt. Ravensbrück, Buchenwald, Dachau: eine Frau berichtet. ISBN 3-499-24007-6.
Helga Schwarz und Gerda Szepansky: … und dennoch blühten Blumen – Dokumente, Berichte, Gedichte und Zeichnungen vom Lageralltag 1939–1945, Publikation der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.
Dokumentarfilm [Bearbeiten]
Die Frauen von Ravensbrück – Die Regisseurin Loretta Walz hat 25 Jahre lang Frauen aus West- und Osteuropa nicht nur nach ihren Erfahrungen in Ravensbrück, sondern auch nach ihrem ganzen Leben gefragt. Ihr Film Die Frauen von Ravensbrück gewann den Adolf-Grimme-Preis 2006.
Bilder [Bearbeiten]
Krematorium und Straßenwalze
Krematorium – Verbrennungsöfen
Gelände des ehemaligen Frauenlagers
Baracken auf dem Gelände des ehemaligen Frauenlagers
Mauer der Nationen mit Massengrab für 300 Häftlinge
Denkmal „Zwei Frauen“ von Will Lammert and Fritz Cremer am Krematorium vor der Mauer der Nationen
SS-Kommandantur
Lagertor (Innenansicht) mit ehemaliger Telefonzentrale und Wasserwerk
Lagertor (Außenansicht) mit Wachgebäude
Mahnmal „Tragende“ von Will Lammert am Schwedtsee
Wohnhaus für die Aufseherinnen
Wohnhaus für SS-Wachmannschaft
Wohnsiedlung der SS-Wachmannschaft
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: KZ Ravensbrück – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Offizielle Homepage (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
„Österr. Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen“
* Das Forum »Netzwerk Außenlager«: 129 Datensätze zu Außenlagern (mit Angaben zum Standort und Häftlingszahlen; nicht nur von KZ Ravensbrück)
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zum KZ Ravensbrück
Gedichte aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
Dr.-Hildegard-Hansche-Stiftung (begründet von einer Ravensbrücker Gefangenen)
Die Gaskammer in Ravensbrück
Informationen zum Männerlager Ravensbrück und zu den Männern mit dem Rosa Winkel
Die Selektion und Zusammenstellung der Vernichtungstransporte nach Bernburg im Februar und März 1942 im Frauen-KZ Ravensbrück
Zum Selbstverständnis von Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück (PDF-Datei; 741 kB)
Voices from Ravensbrück – a unique collection of sources from the survivors of Ravensbrück Interviews in Polish/English at Lund University Library
Bericht zu Elfriede Rinkel, Tagesspiegel
„Ich bin unschuldig“ – Aufseherinnen im KZ Ravensbrück, Hintergrundbericht des NDR
„ Last Survivor Of Nazi Concentration Camp in Ravensbrueck“ – Fotoreportage und Bericht über die Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Befreiung
Normdaten: SWD in der DNB: 4076307-9
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Ravensbr%C3%BCck“
Kategorien: KZ-Stammlager | KZ Ravensbrück | Brandenburgische Geschichte | Baudenkmal im Landkreis Oberhavel | Fürstenberg/Havel
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