»Sie möchten meinen Fahrschein sehen?« Frage ich so laut, dass alle im Abteil es deutlich hören können.
Der Controlletti zuckt kurz, weil seine diskrete Anwesenheit damit öffentlich ist. Einige arme Würstchen kämpfen sich schon einmal unauffällig zur entlegensten Tür durch, in der Hoffnung, dass ich noch ein Weilchen suchen muss. Gleichzeitig überkommt ihn der Jagdtrieb, und seine Pupillen verengen sich.
»Sie arbeiten doch für den Verkehrsverbund. Nehmen Sie auch Beschwerden der Fahrgäste entgegen? - Wissen Sie eigentlich, dass der Fahrkartenautomat am Flughafen Fahrscheine verkauft, die in der Flughafen-S-Bahn überhaupt nicht gelten?«
Ja, das weiß er natürlich, und er lebt davon. Seine Pupillen verengen sich noch mehr. Aber für Beschwerden sei er nicht zuständig.
»Das ist doch Betrug, mir wird bewusst eine ungültige Fahrkarte verkauft. Habe ich Recht?«
Natürlich habe ich nicht Recht. Es gibt auch einige Fahrgäste, die darauf warten, dass er mir an die Gurgel geht. Tut er aber nicht. Aber er ist sich meiner sicher. Sein Opfer wird frech und will diskutieren.
»Also nehgmen Sie jetzt sofort meine Beschwerde zu Protokoll! Auch das gehört zu Ihren Pflichten!«
Keine Diskussion, er will endlich meinen Fahrschein sehen.
»Ja denken Sie denn, ich würde mich mit Ihnen anlegen, wenn ich keinen gültigen Fahrschein hätte. Moment wo ist er doch gleich.« Jackentasche, Hosentasche, Geldbeutel, Brieftasche - ja wo ist doch gleich das verrückte Ding?
Der Zug fährt in den nächsten Bahnhof ein. In dem Moment habe ich mir einige dankbare Blicke aus richtung der Tür verdient.
»Ja hier ist er ja, warum habe ich ihn nicht gleich gefunden.«
Der Controlletti verlässt den Waggon, hier wird er keinen Erfolg mehr haben.
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