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Frau Mackenreuter schrieb am 24.2. 2020 um 04:33:09 Uhr über

Koninkrijk

Klingt nach Halserkrankung, bedeutet aber »Königreich« und ist Niederländisch.
Dazu gehören natürlich die wahren, historischen Ereignisse rund um den Leipziger Generalmusikdirektor:

Der Generalmusikdirektor oder Chefdirigent ist der künstlerische Leiter eines Orchesters.

Der Generalmusikdirektor (lat. director musices; Abk. MD) oder Chefdirigent war ursprünglich der Titel des leitenden beamteten Musikers einer Stadt in Deutschland und Österreich; so waren beispielsweise Johann Sebastian Bach Generalmusikdirektor in Leipzig, Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg, Robert Schumann in Düsseldorf.

Weltberühmt wurde ein Zwischenfall im Leipziger Stadteil Gohlis. Dort hatte der städtische Generalmusikdirektor als Nebenerwerbsquelle eine Wurstbude eröffnet. Die dort verkauften Produkte waren allerdings zweifelhafter Herkunft, ebenso wie die Mehrzahl der Kunden, die dort verkehrten.
Aufgedeckt wurden die Machenschaften von dem legendären niederländischen Arzt und Abenteurer Dr. Abraham van Helsing, der den überführten Generalmusikdirektor den Behörden übergab. Er wurde anschließend vom lokalen Schwurgericht in einem Aufsehen erregenden Prozess zu lebenslangem Gefängnis verurteilt.

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VAN HELSING UND DER GENERALMUSIKDIREKTOR

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich im Rahmen meines steten Kampfes gegen das Böse in der Welt auf einer meiner abenteuerlichen Reisen eine schicksalhafte Begegnung mit einem leibhaftigen Generalmusikdirektor.
Auf Anraten meines geschätzten Kollegen Professor Abronsius von der Universität Kurnigsburg (Российская Федерация) war ich nach Leipzig gefahren, wo ausschließlich eingeweihte Kenner einen der Sommer-Landsitze des legendären Grafen Dracula im häufig nebligen Westteil der Stadt versteckt hinter sehr dichten Ginsterhecken zu finden wissen.

Der ursprünglich aus Dresden Generalmusikdirektor hatte erst kürzlich zum Nebenerwerb eine Wurstbude in Leipzig-Gohlis eröffnet.
Neben grau-grünlichen, sehr fetten Bratwürsten bot er in seiner Wurstbude auch grobe Blutwürste zur Verkostung an.
Die Graugrünlichen schmeckten noch um einiges schauriger, als sie aussahen. Die Blutwürste aber, die hatten es wahrhaftig in sich. Sie waren vorgeblich nach altem, sächsischem Rezept gefertigt und ungeheuer lecker. Sie haben sogar mir, einem sehr anspruchsvollen Esser und überzeugten Gourmet, geradezu köstlich gemundet.

Auffällig war jedoch, dass er seine Wurstbude immer erst nach Einbruch der Dunkelheit öffnete. Ebenso auffällig waren seine Kunden, die ausnahmslos schwarze Kleidung und weit wallende Umhänge trugen.
Ich sah, dass sie allesamt den grau-grünlichen Bratwürsten keinerlei Beachtung schenkten, sondern ausschließlich nach den größten und dicksten Blutwürsten verlangten. Kaum gekauft, schlangen sie diese überaus gierig und laut schmatzend und sogar genüsslich grunzend herunter.
Nun waren es weniger die mangelnden Essmanieren, die mich misstrauisch werden ließen, schließlich waren wir ja mitten in Sachsen.
Es waren vielmehr die Lebensgeister, die nach dem Genuss der groben Blutwürste auf einmal sichtlich und fast leibhaftig in der Kundschaft jenes wurstbudenbesitzenden Generalmusikdirektors erwachten.

Jeden Abend wiederholte sich das selbe Geschehen. Und es waren jeden Abend die selben Kunden aus Sachsen, die zunächst scheinbar kraftlos und müde zur Wurstbude schlichen, die grau-grünlichen Bratwürste ignorierten und ausschließlich die grobe Blutwurst bestellten. Jeden Abend hörte ich das gierige Schmatzen und Grunzen. Und kaum waren die Blutwürste verschlungen, wirkten die sächsischen Kunden auf einmal wieder frisch und voller Tatendrang.

Am fünften Abend nahm ich ein Bündel Knoblauchzehen mit zu meinem Beobachtungsstand, nur wenige Schritte neben der Wurstbude. Ich wollte mich davon überzeugen, ob mein Verdacht gerechtfertigt war.
Und als das große Schmatzen und Grunzen wieder begann, schritt ich forsch zur Wurstbude und mischte mich mitten unter die schwarz bekleideten Kunden. Als ich die Knoblauchzehen aus der Tasche zog, wichen die Kunden entsetzt und wild gestikulierend zurück.

Ich hatte also Recht gehabt. Mein Anfangsverdacht hatte sich zweifelsfrei bestätigt.

An dieser Wurstbude in Leipzig-Gohlis versorgte der Generalmusikdirektor echte, sächsische Vampire mit ihrem Lebenssaft. Menschenblut, wie meine späteren Untersuchungen ergaben.
Doch handeln musste ich sofort.

Ich hatte die Magazine meiner Vampirtöter, wie ich meine automatischen Schnellfeuerwaffen liebevoll nannte, mit hunderten von mit Silber überzogenen karpatischen Eichenholzpflock-Patronen geladen, mit denen ich jetzt die Herzen der Blutwurst liebenden Vampire duchlöchern musste. Schuss für Schuss traf wohl gezielt und löschte Vampir nach Vampir endgültig aus.

Nun muss ich zugeben, dass ich diesmal ein wildes Gemetzel unter all den Untoten veranstaltete, das wenig appetitlich war. Aber mir blieb keine andere Wahl. Es ging ja nicht nur um die Zukunft von Leipzig oder dem Freistaat Sachsen, sondern um die Zukunft der gesamten Menschheit.

Professor Abronsius war übrigens stets ein Unterstützer der Pfählungstheorie, nach der Vampire nur durch individuelle Holzpflock-Pfählungen besiegbar seien. Ein fataler Irrtum, der auf dem Buch »Dracula« von Bram Stoker beruht, mit der Realität aber absolut nichts zu tun hat. Stoker war Ire und reich an Fantasie, aber ohne jedes Fach- oder echtes Hintergrundwissen zu Vampiren. Tatsächlich hatte sogar ich einige Zeit gebraucht, diesen Irrtum zu erkennen. Die von mir entwickelte und benutzte Spezialmunition hatte sich als der einzige Weg erwiesen, Vampire in großer Zahl nachhaltig auszulöschen.

Der Generalmusikdirektor war jedenfalls sofort geständig. Er hatte tagsüber Touristen, die ahnungslos in den Leipziger Pensionen und kleineren Hotels abgestiegen waren, mitleidlos ermordet und anschließend verwurstet, damit sich seine sächsischen Vampirkunden an deren Blut laben konnten. Noch heute fühle ich übrigens ein Grummeln in den Tiefen meiner Eingeweide, wenn ich daran denke, dass auch ich von ebendieser Blutwurst gekostet hatte.

Pflichtgemäß übergab ich den mordlustigen Generalmusikdirektor den Behörden. Er wurde anschließend vom lokalen Schwurgericht in einem Aufsehen erregenden Prozess zu lebenslangem Gefängnis verurteilt.

Aus sicherer Quelle weiß ich, dass er dort noch heute einsitzt und von Montag bis Freitag den anderen Häftlingen Musikunterricht erteilt.
Samstag und Sonntag arbeitet er jedoch in der Gefängnisküche. An diesen beiden Tagen brät er dort scheinbar frische, aber ziemlich fette und grau-grünliche Bratwürste, die an den Abenden den Häftlingen zusammen mit trockenem und ebenfalls grau-grünlich schimmerndem Brot zum Abendessen vorgesetzt werden.

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Autorisierte Übersetzung aus dem Niederländischen
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