Propaganda zu entwickeln. Die Situationisten gehörten zu den ersten, die »die Einführung der Gueritta in den Massenmedien ...« forderten. »Man kann eine Zeitlang noch daraus Vorteile ziehen, daß die Rundfunk- und Fernsehstudios nicht von Truppen bewacht werden. Auf einer bescheideneren Ebene, auf der eines Stadtviertels, kann jeder Radioamateur mit geringen Kosten Sendungen stören und auch selbst senden. ... Durch gefälschte Ausgaben dieser oder jener Zeitschrift kann der Feind verwirrt werden.«
Dabei waren sich die Situationisten des taktischen Charakters und der Möglichkeiten wie Grenzen einer solchen Praxis klar bewußt: "Der illegate Charakter solcher Aktionen verbietet es jeder Gruppe, die sich nicht für den Untergrund entschieden hat, auf diesem Gebiet ein zusammenhägendes Programm aufzustellen, da dies die Bildung einer spezifischen Organisation in ihrem Schoß notwendig machen wurde - was ohne Abschirmung und folglich
ohne Hierarchie weder denkbar noch wirksam sein kann, will man - kurz gesagt - nicht auf dem Weg in den Terro-
rismus landen.» Stattdessen forderten sie eine Praxis, in der «Individuen, die eigens dafür zusam- Situationisfi
mengekommen sind, improvisieren und die Formen verbessern können, die anderswo von anderen Internationä
ausprobiert worden sind. Diese Art von nicht verabredeter Aktion kann zwar nicht zur endgültigen 1958-1969
Umwälzung fuhren, kann aber auf nütztiche Weise das Bewußtsein hervorheben, das zum Vorschein Gesammelte
gaben des0
kommen wird. Übrigens darf man sich durch das Wort Itlegalität nicht benebeln lassen. Die meisten der Situation
stischen Inte
nationale. Bd
Hamburg ln
spiegelt das architektonische Design das politische Programm wider: Während administrative Gebäude wie Gefängisse oder Festungen aussehen und auch ebenso bewacht werden, nimmt die Bauweise des Knasts Elemente repräsentativer Prachtbauten auf und verherrlicht zum Stolz der Stadt die Praxis der Einsperrung, die in Los Angeles ein Ausmaß ereicht hat, das unter den spätkapitalistischen Industriestaaten einmalig ist.
In jeder Gesellschaft existieren auch Orte, die explizit formulierte Aussagen vermitteln. Augenfälligstes Beispiel sind Denkmäler: Sie verkörpern Machtverhältnisse nicht nur durch ihre materielle und optische Domirlanz im Raum, sondern treffen darüber hinaus durch Aufschriften und Gestaltung konkrete Aussagen, formulieren Aufforderungen oder geben sich als Platzhalter für eine Institution oder ein gesellschaftlich propagiertes Ideal zu verstehen; ein Beispiel dafür ist die Kriegsverherrlichung durch Kriegerderikmäler (0 Sniping). Solche Orte sind im weitesten Sinne rituell besetzt: Sie sind mit Sinnsprüchen geschmeckt, und häufig gibt es alljährliche Kranzniederlegungen und ähnliche Rituale, die die Aufladung des Ortes mit Bedeutung immer wieder bekräftigen.
Für Aktionen der Kommunikationsguerilla ist das Wissen um den symbolischen wie realen Machtaspekt von räumlichen Strukturen wichtig, da ihre Wirkurig oft stark von den Orten abhängt, an deneri sie stattfinden. Schließlich geht es nicht nur darum, durch
Aktionen auf diesem Gebiet werden die bestehenden Gesetze keineswegs übertreten". Auch di wendung (Dätournement) wurde von den Situationisten zugleich propagiert und in allen möglich gen eingesetzt. Mit neuen Texten versehene Comics waren ein beliebtes Propagandamittet, und schen Texte der Situationisten spielen in komplexen Weise mit mehr oder weniger veränd Plaglaten.
Ober die Entwicklung neuer politischer Formen hinaus forderten die Situationisten die »Absch durch eine revolutionäre Praxis auf der Ebene des alltäglichen Lebens. Mit den Methoden der , (0 London Psychogeographicat Association), beispielsweise der Praxis des Umherschweifen suchten sie Orte und die mit ihnen verbundenen Wahrnehmungen und Emotionen. Damit verb neue Verhattensweisen, Spiele und Leidenschaften zu entwickeln: «Die Leidenschaften wurd
im(ung zen- interpretiert, es kommt jetzt darauf an, neue zu erfinden" (Debord). Das erklärt
, Texte findet Aktionsformen im Bereich der Kultur und des Atitags[ebens zu entwickeln, um d
m 0« Beginn einer revolutionären Veränderung zu schaffen: "Unsere Theorien sind nichts ande
4mhe. Texte unseres wirklichen Lebens ... Es ist ausgeschlossen, daß wir durch die Askese die
ituationisten.
1995. täglichen Lebens vorbereiten." E)
Aktivitäten im öffentlichen Raum Aussagen zu treffen, es ist auch wichtig, den be Raum zu verändern und rnit neuen Assoziationen zu besetzen. Wenn es gelingt, ein polizeiliche Absperrung unzugänglich gemachten öffentlichen Raum umzuwerfen, die frei gewordene Fläche als Bühne dient (0 Voller Wix und bloße Körper) oder w Gruppe eine völkerverbindende' Fußballübertragung für eigene politische Anliege findet eine Aufwertung (0 Entwendung) bzw. (0 Verfremlung) des Raumes statt. Andererseits können Aktionen wie beispielsweise die NOlympics (0 lmageverschm auch darauf ausgerichtet sein, öffentliche Repräsentationsräume zu beschmutzen' damit die Selbstdarstellung der Macht anzugreifen.
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