siehe auch: KLIMA
Nanotechnologie: Risiken immer deutlicher
Studien belegen: Nanoteilchen als Krankheitserreger
Nanoteilchen führen zu »Knoten« und Entzündungen in der Lunge. Zu diesem
Ergebnis kommen zwei Studien, die in der Januarausgabe des Journals
Toxicological Sciences erschienen sind. Amerikanische Wissenschaftler
führten Mäusen bzw. Ratten Kohlenstoff-Nanoröhrchen in die Lunge ein.
Daraufhin wurden in beiden Studien bei den Versuchstieren knötchenartigen
Veränderungen sowie Entzündungen in der Lunge festgestellt. Die Schäden
waren bedenklicher als bei einem anderen Versuch, bei dem in die Lungen der
Tiere Quarzteilchen eingeführt wurden - Quarzstaub gilt als Krebs erregend.
Gefahrenanalyse und bessere Kontrolle notwendig
Ob und wie sich Nanoteilchen langfristig bei einem Einsatz in der Natur,
beispielsweise bei der Bearbeitung von Böden, verhalten, ist nach wie vor
unklar. Darüber hinaus gibt es keine Vorschriften, was an
nanotechnologischem Einsatz in der Natur zulässig, bzw. verboten ist.
Umweltschützer und Kritiker der Nanotechnologie fordern aus diesem Grund
Langzeitstudien zur Nachhaltigkeit der Nanotechnologie, Sicherheitsauflagen
im Forschungs- und Anwendungsbereich sowie Arbeitsschutzvorschriften für die
Menschen, die mit Nanotechnologie zu tun haben. Auch Wissenschaftler
stimmten bei einer internationalen Konferenz zur Nanotechnologie im Januar
(Nanotox 2004) darin überein, dass die Umweltauswirkungen der
Nanotechnologie künftig umfassend erforscht werden sollten.
Weltweites Nano-Moratorium gefordert
Die »Action Group on Erosion, Technology and Concentration« (ETC-Group), die
auch stark im Bereich der Genetechnik engagiert ist, fordert ein weltweites
Nano-Moratorium. Sie hatte letztes Jahr einen Bericht veröffentlicht, in dem
die Forschungsergebnisse zur Nanotechnologie der letzten Jahre dokumentiert
und darauf hinwiesen wird, dass die Konsequenzen des Nano-Booms nie
systematisch durchleuchtet wurden.
Nicht nur von Seiten der Industrie gibt es jedoch Widerstand gegen ein
solches Moratorium. Wissenschaftler des Zentrums für Bioethik der
Universität von Toronto warnen davor, durch ein solches Moratorium könne
eine »Nanotechnologie-Kluft« zwischen den Industrienationen und den
Entwicklungsländern entstehen. Eine Überbetonung der möglichen Gefahren
dürfe sich nicht zu einer Bremse entwickeln, die die Gesundheits-, Umwelt-
und Wirtschaftschancen der Nanotechnologie für die Dritte Welt
verringerten.
Hoffnungen der Wissenschaft
Gegenstand der Nanotechnologie (»Nano« griech. Zwerg) ist die Herstellung,
Untersuchung und Anwendung von Strukturen und molekularen Materialien mit
Dimensionen im Bereich weniger millionstel Millimeter bis zu atomaren
Abmessungen. Wissenschaftler erhoffen sich aus der Technologie die
Optimierung von Produkteigenschaften im Bereich der Energietechnik und der
Informationstechnik, Fortschritte in der Krebsforschung sowie im
Umweltschutz und der Entwicklungshilfe. So sollen mit nanotechnologischen
Mitteln nach Tankerhavarien Ölteppiche auf dem Meer aufgelöst, Trinkwasser
aus verschmutztem Grundwasser oder sogar aus der See gewonnen und vergiftete
Böden wieder nutzbar gemacht werden. Angewendet werden Nanoteilchen bereits
etwa als kratzfeste, Schmutz- und Wasser abweisende Beschichtung von
Autoscheiben, als UV-Filterkomponenten in Sonnenschutzcremes oder in
Computerfestplatten.
Autorin: Almut Gaude
DNR Berlin/EU-Koordination
Tel. 030 / 443391-35, -81, Fax -80
Quellen:
Telepolis 9./11.2.2004
www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/16709/1.html
Toxicological Sciences:
http://toxsci.oupjournals.org/content/vol77/issue1/index.shtml#ERRATUM
Hintergrund-Literatur:
Technikfolgenabschätzung 3-4/2002, S. 111-122
www.itas.fzk.de/tatup/023/flei02a.htm
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