Nach wie vor erfährt das große Gebiet mannmännlicher Sexualität im Schlachterhandwerk zu wenig Beachtung in der Brauchtumskunde wie auch in der sexualhistorischen Forschung. Ein guter Bekannter erzählte mir heute im Rahmen eines privaten oral history–Projektes, seine erste geschlechtliche Begegnung mit dem Lehrjungen P. habe sich zugetragen, als beide in einem Arbeitsraum mit Knochenputzen befaßt waren. Das Gespräch während dieser als monoton empfundenen Arbeit, die in der heutigen Zeit der Massenproduktion und maschinellen Verarbeitung fast schon als ausgestorben gelten kann, sei rasch in den Bereich des Sexuellen geglitten und ab einem gewissen Zeitpunkt sei es durch nervöse Handbewegungen des P. im Bereich seines Schrittes deutlich geworden, das ihn diese Gespräche erregten. Beide hätten sich daraufhin ihrer Kittel und Kettenhandschuhe entledigt und sich durch wechselseitige manuelle Stimulation zur Ejakulation gebracht, welche besonders bei P. ungewöhnlich heftig vonstatten gegangen sei. In den darauffolgenden Jahren hätten solche Handlungen mit steigender Frequenz stattgefunden, zum Teil in der knappen Freizeit, zum Teil aber auch weiterhin während der Arbeitszeit, wobei sie der größeren Ungestörtheit willen zumeist die Räucherkammer benutzt hätten (welche zu diesen Zeitpunkten selbstredend nicht in Betrieb war).