Die Menschen glauben eher an die flache Erde, an eine Erlösung durch »Q«, an irgendwelche Balla-Balla-Strahlen, Umvolkung oder Chemtrails, aber dann sagen sie, die Theorien über den Klimawandel seien unwissenschaftlich. Verkehrte Welt.
Am schönsten ist das Argument, ja das CO2 sei doch nur Nullkommanullnullfragmichwas in der Atmosphäre, kann doch nicht so schlimm sein. Denen würde ich raten, mal wahlweise Zyankali, eine Atombombe, einen Meteoriten oder ein Virus auszutesten, um dann (leider nicht mehr) festzustellen, dass auch unscheinbar kleine Dinge großen Schaden anrichten können.
CO2 sei doch auch für die Pflanzen gut. Ja, stimmt, sogar der Mensch produziert CO2. Der Mensch produziert auch Scheiße, und Scheiße ist auch als Dünger gut. Trotzdem ist Scheiße ansonsten eher schädlich. Der Mensch besteht auch aus Wasser, trotzdem ist Ertrinken nicht empfehlenswert. Abgesehen davon sind wir so perfide und holzen gerade die letzten Regenwälder ab. Wir amputieren die Lunge der Welt. Pflanzen haben gleichzeitig immer weniger Platz in unserer Zivilisation, und der rest wird irgendwann von Unwettern, Borkenkäfern oder Waldbränden ausgelöscht. Da gibt es dann nichts mehr zu düngen, und da kann auch kein CO2 mehr abgebaut werden. Doch irgendwie logisch oder?
Der menschengemachte Klimawandel wurde bereits in den 1970er-Jahren entdeckt. Alle seinerzeit aufgestellten Theorien haben sich bewahrheitet. Unwetter und Dürren sind heute kein Extremwetter mehr, sondern die Regel. Dass dies in Frage gestellt wird, ist erst ein neues Phänomen, ausgehend von widerwärtigen rechten Gruppierungen wie der AfD oder IvoSaseks OCG, die genau Bescheid wissen, obwohl sie vorher nie etwas mit Ökologie am Aluhut hatten. Die ersten Leugner des Klimawandels waren allerdings ganz zufällig die merkwürdigerweise auch bei VT-Fuzzis als böse geltenden US-amerikanischen Energiekonzerne, deren Sprachrohr das Heartland-Institut ist. Ein Beispiel übrigens für perfektes Astroturfing.
Wenn wir mal ehrlich sind, könnten wir den Klimawandel stoppen. Aber der Mensch ist nicht bereit, zumutbare Abstriche an seinem Wohlstand zu machen. Allein schon das Gejammere der Airlines und der Autoindustrie, dass Corona-bedingt nicht mehr jeder wöchentlich nach Malle jettet oder einen protzigen SUV kauft. Die würde ich alle mal auf Hartz IV setzen, aber MIT Vermögensprüfung, dann wären wir diese schmierigen Lobbyisten schon mal los. Aber wir als Kunden sind es ja auch selber schuld. Wenn wir uns an PS-Protzerei und Billigfliegen aufgeilen und lieber gegen eine jugendliche Aktivistin hetzen, die uns noch einmal Dinge vor Augen führt, die wir seit 40 Jahren hätten registrieren können. Unseren Fleischkonsum reduzieren wir auch erst dann, wenn wir mitbekommen, dass in Schlachthöfen Viren verbreitet und nicht nur Tiere, sondern auch osteuropäische Sklavenarbeiter in Käfigen gehalten werden.
Ach ja: Wir glauben auch an die Bevölkerungsreduzierung um die magischen 6,5 Milliarden, die in den USA in Stein gemeißelt ist. Dahinter steckt allerdings keine Weltverschwörung, sondern die einfache Feststellung, dass bei Beibehaltung unserer jetzigen Lebensweise höchstens für eine halbe Milliarde Menschen Platz auf diesem Planeten wäre. Das Ausrotten macht notfalls die Natur selber. Übrigens gab es zu dem Zeitpunkt, an dem die Georgia Guidestones entstanden sind, erst 3,5 Milliarden Menschen. Heute sind es fast 8. Der Club of Rome, der ja in Aluhutkreisen auch als böse gilt, hat seinerzeit die »Grenzen des Wachstums« proklamiert. Eine Logik, die selbst Menschen geringerer Bildung nachvollziehen können müssten. Diese Grenzen gelten nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch für Rohstoffe. Was wir aus der Erde holen, ist irgendwann verbraucht und schwimmt als Müll im Mehr oder schwirrt als Schadstoff in der Luft rum. Dann haben wir nichts mehr davon. Aber auch da haben die Verschwörungsdeppen wieder eine dumme Ausrede: Rohstoffe seien doch unendlich, und alle Energieprobleme könnte man doch mit riesigen Perpetuum Mobiles lösen. Und es gibt tatsächlich Leute, die so was glauben, allein schon, um ein Argument zum Nichtstun zu haben.
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