Als Assistent war ich an einem Lehrstuhl, der die totale Massenverarztung veranstaltet hat. Unsere »Jura-für-WiWi«-Übungen hatten nicht selten über 1000 Teilnehmer - grundsätzlich im Audimax, der aus allen Nähten geplatzt ist. Und die Härte-Arbeit für uns Assis war die Korrektur der Klausuren. Pro Nase 120, 150, 200, 250 Klausuren in 2 Wochen. Das ist ganz schön Holz zu hacken. Und wir mußten uns ja recht genau abstimmen unter uns Korrektoren, haben uns alle 2-3 Tage zu solchen Abstimmungsrunden getroffen, die zur Folge hatten, daß wir uU die Hälfte aller Aufgaben neu bewerten mußten ... pffft. Ich hab dann die halbautomatische Korrektur erfunden: wenn ich, sagen wir mal: 200 Klausuren hatte, dann hab ich mir 20 Stück rausgegriffen, und akribisch analysiert, und mir relativ offen formulierte Textbausteine zu den Typischen Fehlern gemacht. Studenten sind ja dumm wie Scheisse und machen immer dieselben Fehler. Originelle Fehler sind sehr, sehr selten. Für diese Analyse dieser ersten 20 Klausuren hab ich 3-4 Tage gebraucht. Aber die restlichen 180 Klausuren hab ich dann an einem Tag durchgezerrt. Mit dem Compi, nem 386er, Textverarbeitung mit Serienbriefmodul. Jede Klausur bekam dann von mir einen »Bewertungsbogen« aufgetackert - »Dieser Bewertungsbogen wurde maschinell erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig !«
Die Studies waren begeistert, hingerissen - ich war auf einmal der beliebteste Assistent überhaupt ! Weil die doofen Studies - Studenten sind wirklich doof wie Scheisse ! - gemeint haben, das wäre ganz besonders viel Mühe und ganz besonders progressiv und high-tech und so: Bewertungsbogen mitm Computer ! Das war Anfang der 90er Jahre, wo das überhaupt erst losging mit den Computern, und viele noch gar keinen hatten ! Wir haben uns kaputtgelacht damals über die Studies, die das einfach nicht gerafft haben, daß ich mich nicht besonders intensiv, sondern besonders extensiv mit ihnen befasst hatte.
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