Naomi Klein
Die Schock-Strategie
Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 3100396111,
Gebunden, 763 Seiten, 22,90 EUR
KlappentextBuch empfehlen | Merken | PDA | Drucken Aus dem Englischen von Hartmut Schickert, Michael Bischoff und Karl Heinz Siber. Erst Schock durch Krieg oder Katastrophe, dann der so genannte Wiederaufbau. So lautet die immer gleiche Strategie. Ob in Bagdad oder Afghanistan nach der Invasion, ob in New Orleans nach »Katrina« oder in Sri Lanka nach dem Tsunami: Während die Menschen noch gelähmt von der Katastrophe sind, werden sie einer weiteren, diesmal ökonomischen Schock-Behandlung nach den neo-liberalen Vorstellungen unterzogen. Existenzen werden durch den Ausverkauf an westliche Konzerne vernichtet, es herrscht Wild-West-Kapitalismus der reinsten Sorte. Naomi Klein erzählt die Geschichte einer der wirkmächtigsten Ideologien unserer Zeit, Milton Friedmans ökonomischer Doktrin des freien Marktes. Sie zeigt, wie deren Siegeszug in den letzten dreißig Jahren auf extremer Gewalt und auf Katastrophen beruht, um die Mechanismen der ungezügelten Marktwirtschaft rund um die Welt von Lateinamerika über Osteuropa und Russland bis nach Südafrika und in den Irak durchzusetzen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.09.2007
Rezensent Rudolf Walther nimmt Naomi Klein in Schutz gegen die ersten, wie er findet überaus feindseligen Reaktionen auf ihr neues Buch. Denn vieles, was er hier über Maßnahmen des »Katastrophen-Kapitalismus« oder »Schocktherapie« gelesen hat, lässt sich seines Erachtens schwerlich von der Hand weisen. Etwa die »Reform« des Bildungssystems nach der Jahrhundertkatastrophe in New Orleans, wo von 123 öffentlichen Schulen ganze vier übrig blieben. Auch sonst findet er in dem Buch zahllose Beispiele aus Chile, Argentinien, Uruguay, Brasilien, China und Russland, die eine radikaler neoliberale Reformwut nach militärischen oder sonstigen Katastrophen belegen. Die Stärke des Buchs sieht Walther dann auch in der Fülle des zusammengetragenen Material. Die große Schwäche des Buchs ist für ihn die mangelnde Analyse. Die behaupteten Zusammenhänge bleiben für ihn eher vage. Nichtsdestoweniger bescheinigt er Klein zu zeigen, auf welch tönernen Füßen die neoliberale Grundthese steht, ein freier Markt führe zu einer freien Gesellschaft.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.09.2007
Rezensent Rudolf Walther nimmt Naomi Klein in Schutz gegen die ersten, wie er findet überaus feindseligen Reaktionen auf ihr neues Buch. Denn vieles, was er hier über Maßnahmen des »Katastrophen-Kapitalismus« oder »Schocktherapie« gelesen hat, lässt sich seines Erachtens schwerlich von der Hand weisen. Etwa die »Reform« des Bildungssystems nach der Jahrhundertkatastrophe in New Orleans, wo von 123 öffentlichen Schulen ganze vier übrig blieben. Auch sonst findet er in dem Buch zahllose Beispiele aus Chile, Argentinien, Uruguay, Brasilien, China und Russland, die eine radikale neoliberale Reformwut nach militärischen oder sonstigen Katastrophen belegen. Die Stärke des Buchs sieht Walther dann auch in der Fülle des zusammengetragenen Materials. Die große Schwäche des Buchs ist für ihn die mangelnde Analyse. Die behaupteten Zusammenhänge bleiben für ihn eher vage. Nichtsdestoweniger bescheinigt er Klein zu zeigen, auf welch tönernen Füßen die neoliberale Grundthese steht, ein freier Markt führe zu einer freien Gesellschaft.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2007
Naomi Kleins neues Buch möchte Rezensent Andreas Platthaus lieber mit Vorsicht genießen. Zwar lässt er sich hineinziehen in das »gigantische Kaleidoskop« von Vergehen, die die Autorin analysiert und allesamt auf den »Katastrophen-Kapitalismus« zurückführt. Bald schon erscheint ihm Kleins Vorgehen allerdings als bequem, und er ahnt einen gehörigen »blinden Fleck« bei der Autorin. Wie sonst wäre Kleins unkritische Haltung dem Staatssozialismus gegenüber zu erklären? Platthaus vermutet eine Strategie, die der von Klein verdammten Politik nicht fremd ist: Tabula rasa, um Platz für ein Feindbild zu schaffen. Derart kritisch gewappnet kann Platthaus über die »Perversion des Profitstrebens« hier allerdings durchaus etwas lernen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2007
Hart ins Gericht geht Robert Jacobi mit Naomi Kleins neuem Buch »Die Schock-Strategie«, einer wütenden Abrechnung mit Neoliberalismus und globalem Kapitalismus. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er die Autorin des Bestsellers »No Logo!« nicht wirklich ernst nimmt. So tituliert er sie als »Lara Croft der Antiglobalisierungsgegner« und attestiert ihr süffisant »kindliche Trotzigkeit«. Auch sieht er Parallelen zu Osama bin Laden. Zwar will er der Autorin nicht dessen »tödlichen Zynismus« unterstellen. Aber er stellt durchaus Ähnlichkeiten im Duktus der beiden Kapitalismuskritiker fest, wenn Klein zum Beispiel vom »Kreuzzug der weltweiten Befreiung der Märkte« spreche. Inhaltlich besteht die Krux des Buchs für ihn darin, dass das, was Klein über den Kapitalismus schreibe, weder falsch noch richtig sei. Es erfüllt seines Erachtens allerdings sämtliche Kritierien von Poppers »doppelt verschanztem Dogmatismus«, der blind sei für alle Widersprüche und Inkonsistenzen der eigenen Theorie. Zwar räumt er ein, dass Klein immer wieder Punkte anspricht, die ihm durchaus zutreffend erscheinen, etwa die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Aber zugleich hält er der Autorin vor, Gegenargumente zu verschweigen, etwa dass in Ländern wie Indien oder China noch nie so viele Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung hatten wie heute. Insgesamt kritisiert er das Werk als Rückfall in die Zeit der »ideologischen Kämpfe des vergangenen Jahrhunderts«.
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