KirchenCard

Peinlich, Peinlich.
„Das Ewige Leben“, „Gottes Reich“ und „Frieden auf Erden“ scheinen keine attraktiven Produkte mehr zu sein, mit denen allein sich ein Großkonzern über Wasser halten könnte. Wer sich heute auf dem Markt behaupten will, muss Rabatte gewähren. Der vom Überfluss gesättigte Kunde will eine Gegenleistung und zwar messbar in Euro und Cent. Die KirchenCard aus Hattingen-Witten ist nicht die erste kirchliche Rabattaktion. Vor rund 500 Jahren gab es schon mal kräftige Nachlasse für zahlende Kunden. Gegen bare Münze erhielt man zeitliche Rabatte auf die Aufenthaltsdauer im Vorhof der Hölle. Ablassbriefe hießen die Rabattkarten von damals. Die Folgen sind vor allem bei Protestanten bestens bekannt.
Aber mal im Ernst. Das kann doch nicht wirklich ernst gemeint sein: Die Kirche vermittelt Rabatte bei Discount-Apotheken, Finanzdienstleistern oder Mobilfunkbetreibern. Reicht die Frohe Botschaft als Kundenbindung nicht mehr aus? Muss die Kirche auf diese Weise Menschen zum Zahlen zusätzlicher Beiträge animieren?
Die Zeiten sind hart für die großen Kirchen in Deutschland. Und viel zu viel Unrecht ist geschehen beim Rückbau kirchlicher Strukturen. Das hat Glaubwürdigkeit gekostet. Die Christen in Deutschland müssen begreifen, dass die Zeiten einer Volkskirche als verbindliche geistige Klammer unserer Gesellschaft vorbei sind. Endgültig. Eine Kirche mit Zukunft muss ihren Platz finden zwischen allen anderen ideell motivierten Gruppierungen, die eine Vision von einer besseren Welt haben. Würden „Attac“, „Greenpeace“ oder „amnesty international“ eine BonusCard gleicher Machart herausgeben, wäre es um ihre Glaubwürdigkeit geschehen. Diese Erkenntnis muss in der Kirche wohl noch reifen.