Kindesmissbrauch, oder präziser: sexueller Missbrauch von Kindern, kommt praktisch überall vor. In der Stadt und auf dem Land, in allen Schichten, durch alle Berufsgruppen und so weiter. Die Formen und Intensitäten sind mannigfaltig. Das beginnt bei Belästigungen, unerwünschten Berührungen, aufgedrängten Küssen (Oma, Onkel, Tante) bis hin zu den allerschlimmsten Formen, wie gewaltsam durchgeführter Geschlechtsverkehr. Nicht jeder sexuelle Missbrauch geschieht gewaltsam. Kinder werden gelockt, verführt, oder sie werden einfach ausgenutzt. Kinder probieren sich aus, das schließt Sexualität ein. Wenn sie dabei an die Falschen geraten, kann das übel werden.
Eine besondere Form des Missbrauchs von Kindern aber ist der »Missbrauch mit dem Missbrauch«. Meist selbsternannte Kinderschützer machen echte oder vermeintliche Übergriffe so sehr zum Thema, dass sich das betroffene Kind erst recht als Opfer fühlt. Gerade jüngere Kinder sind für Suggestionen dieser Art durchaus nicht unempfänglich. Auch das kann schlimme Traumatisierung begründen. Manchmal sind es auch Elternteile, die in Trennungskonflikten solche Vorwürfe als Waffe benutzen. Das ist dann schlimm für die Kinder, weil sie durch Loyalitätskonflikt, suggeriertem Opfer-Sein und den Beziehungsverlust zum beschuldigten Elternteil gleich mehrfach belastet werden.
Wer Kindesmissbrauch, zumal sexuellen, sieht oder vermutet, sollte aktiv werden, egal ob es sich um eigene oder fremde Kinder handelt. Das bedeutet, dass man sich an Fachleute wendet. Echte Fachleute, in anerkannten Beratungsstellen. Je nach Sachlage kann man sich auch an Polizei, Staatsanwaltschaft oder Jugendamt wenden. Bitte nicht auf eigene Faust eingreifen! Bitte daran denken, dass der Umgang mit psychisch belasteten Kindern nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch solide Ausbildung verlangt. Menschen, die selbst schweren Missbrauch erfahren haben, sind in solchen Fällen ungeeignet. Gar zu oft können sie zwischen eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen des (vielleicht) betroffenen Kindes nicht genug unterscheiden. Erfahrungsgemäß werden viele Opfer später selber zu Tätern. Das kann viele Formen annehmen. Wer selbst erfahrenen Missbrauch rächen will, in dem er sich als Schützer aufspielt, richtet großen Schaden an. Solche Menschen verschlimmern durch ihr Tun bei realen Opfern alles noch, anstatt ihnen wirklich zu helfen. Einem Kind einen Missbrauch einzureden, der gar nicht stattgefunden hat, ist das Übelste, was man sich vorstellen kann. Einen Erwachsenen fälschlicherweise des Missbrauchs zu beschuldigen, steht dem nur wenig nach. Bei so einigen der vehementen Hobby-Kinderschützern muss man sich auch die Frage stellen, ob sie hinter ihrem ganzen Einsatz nicht tatsächlich pädophile Neigungen verbergen. Auch in solch direkter Weise können ehemalige Opfer zu Tätern werden.
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