Es gibt eine kindliche Sexualität - ich habe sie selbst erlebt, wenn auch die Erinnerungen größtenteils verblasst sind. Der Wunsch, andere Haut zu spüren und die Erregung, die hieraus erwächst, sind durchaus nicht dem zeugungsfähigen Alter vorbehalten. Die kindliche Sexualität ist auch nicht final auf Reproduktion angelegt - sie enstspricht meiner Erinnerung nach eher einem neckischen, spielerischen Miteinander. Freilich ist meine Erinnerung nicht repräsentativ - ein Einzelfall, auch wenn man meine kindlichen »Sexualpartner« (konkret: 2 Mädchen) in Rechnung stellt.
Aber es wird kaum möglich sein, in dieses Dunkel in absehbarer Zeit Licht zu bringen - das Tabu der kindlichen, vorpubertären Sexualität wird gerade in diesen Tagen immer weiter intensiviert. Man tut allen Ernstes so, als ob der junge Mensch bis zu seinem 14. Lebensjahr überhaupt nicht weiß bzw. wissen soll, was Sexualität überhaupt ist, um ihn dann voll ins eiskalte Wasser zu schmeissen.
Natürlich kommt jetzt mindestens 1 Kohorte Gutgesinnter, die mich der moralischen Unterstützung der Pädophilen und Kinderpornographen zeihen wollen, und ernsthaft erwägen, das Landeskriminalamt zu informieren.
Diesen sei ins Stammbuch geschrieben, daß es einen erheblichen Unterschied zwischen der kindlichen Sexualität und ihrem Mißbrauch durch pervertierte Erwachsene gibt.
Ich will auch keinesfalls denen das Wort reden, die Kinder in den Rang gleichwertiger Sexualpartner von Erwachsenen heben wollen - das bestehende Tabu geht zwar meiner Ansicht nach zu weit, und wird viel zu streng genommen; aber es ist gleichwohl berechtigt: ein offen sexuell aktives Kind (das ja auch noch keine Scham anerzogen bekommen hat), lädt zum Mißbrauch durch entsprechend disponierte Erwachsene geradezu ein. Insofern bejahe ich ausdrücklich das Verbot sexueller Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern - eben der kaum zu beherrschenden Mißbrauchsgefahr wegen.
Ich befürworte jedoch nachdrücklich, den Kindern ihren spezifisch kindlich-sexuellen Umgang miteinander etwas gelassener zu sehen, auf seine Entdeckung durch Eltern und Erzieher nicht mit dem Einsatz von Restriktionen und Psychologen zu reagieren, sondern in einem kontrollierbaren Umfange zuzulassen.
Ich vermute, daß die totale Restriktion kindlicher Sexualität, wie sie in unserer Kultur seit Jahrhunderten stattfindet, einen nicht unerheblichen Beitrag zu der Frontstellung liefert, in der sich die Geschlechter dann am Ausgang der Kindheit, in und nach der Pubertät wiederfinden: aus Menschen untereinander werden einseits Frauenfeinde und andererseits Menschen 2. Klasse.
Zum Abschluß sei bemerkt, daß meine eigene kindliche Sexualität nach ihrer Entdeckung durch meine Eltern - die natürlich mit Prügelstrafen einherging - striktest unterdrückt worden ist. Das ging sogar soweit, daß man kontrollierte, ob ich nachts verbotswidriger Weise die Hände unter der Bettdecke hätte. Der Erfolg der Maßnahmen meiner Eltern war derart tiefgehend gewesen, daß sich meine Sexualität auch nach der Pubertät erst äusserst zögerlich und gegen schier unüberwindlich erscheinende psychische Widerstände in mir und mit arger Verspätung entwickelte. Die Auswirkungen spüre ich bis heute.
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