Irgendwo in meiner Nachbarschaft wohnt ein Kind. Nennen wir es jetzt mal Heinz. Heinz ist zugegebenermaßen kein besonders ansprechender Name, aber dieses Gör hat keinen besseren verdient. Ich hab Heinz noch nie gesehen, gehört aber umso öfter. Nicht, dass ich prinzipiell etwas gegen Kinder einzuwenden hätte, aber Heinz ist ein, auf geradezu unerfreuliche Weise, lebhaftes Kind, mit Vorliebe am Sonntagmorgen.
Heinz besitzt nämlich ein Haustier namens »Karli«, ein Tier, das ihm anscheinend recht häufig abhanden kommt. Wie gesagt, besonders am Sonntagmorgen. Karli hab ich ebenfalls noch nie zu Gesicht bekommen. Ich tippe auf ein Meerschweinchen. Vielleicht ist es auch ein Hase, wer weiß.
Heinz verbringt dann häufig den ganzen Vormittag damit, den »Kaaaaarliieee« lautstark zu suchen, wenn er wieder mal abgehauen ist, was ich ihm nicht verdenken kann, dem Karli. Karli ist offensichtlich recht erfinderisch mit seinen Verstecken. Dieses Karli-Geplärr treibt mich langsam in den Wahnsinn.
Natürlich, Kinder brauchen Haustiere. Das ist sicher gut für die Entwicklung. Das schult die emotionale Intelligenz. Ich seh's ein, ein Haustier muß sein. Aber wenn Heinz mein Kind wäre, hätte ich ihm anstelle von Karli eine Schildkröte gekauft. Eine ausgesprochen träge, häusliche Schildkröte . . .
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