Da ich jedoch von einer neuen praktischen Entdeckung der Wissenschaft, welche Algen als Nahrungsmittel zu verwenden empfiehlt, bis dato noch nichts gehört hatte, begnügte ich mich vor der Hand damit, eine Messerspitze dieses köstlichen Stoffes in Papier verpackt zu meinen übrigen Raritäten zu legen. Allein damit wurde mein Forschungsdrang noch keineswegs befriedigt. War der Doctor, von dem die Rede gewesen, wirklich ein algenfressender Sonderling, oder ein junger, übermüthiger Spaßvogel, der die Leichtgläubigkeit der Leute gemißbraucht hatte? – Daß man mich nicht hatte mystificiren wollen, dafür sprach, außer andern Gründen, schon hinlänglich die treuherzig bedauernde Miene der Wirthin. Auch stand sie meinen neugierigen Fragen ebenso arglos als willig Rede. So erfuhr ich denn, daß vor einem Jahre etwa der Sanitätsrath N. aus H. die Brunnen des Ortes besucht, aus denselben allerlei grünen Schlamm gefischt und in weithalsige Flaschen und Fläschchen gelöffelt habe. Der neugierigen Dorfjugend, die ihn bei diesem Geschäfte umringte, drängte sich die ganz natürliche Frage auf: wozu das sei? worauf der gelehrte Herr ihnen sehr herablassend erklärte: „Das gäbe einen ganz vortrefflichen Salat, der sei sehr gesund.“ Auf diese mit überzeugender Uebereinstimmung vorgebrachte Aussage beschlossen die betreffenden Brunnenbesitzer, diese ergiebige Nahrungsquelle zu ihrem eigenen Vortheil auszubeuten, und nachdem ein alter Bauer, dem’s im Magen nicht ganz richtig gewesen, zuerst davon versucht und gemeint hatte, es schmecke nicht schlechter als anderes Gras, auch wirklich darnach gesund geworden, haben es die Leute im Dorfe öfter gegessen und sich ganz wohl dabei befunden. Uebrigens konnte die gute Frau doch ihre Verwunderung darüber nicht bergen, daß ich in der Stadt von dieser „neuen Mode“ noch nichts gehört haben sollte.
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