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mcnep schrieb am 24.11. 2008 um 10:52:07 Uhr über

Kettenkugeltierchen

Ein großer mit Sand überzogener Platz
fand sich nach einem Regen zu Anfang des September 1785
auf einmal mit einer Menge gelbgrüner gallertartiger Läppchen überstreut
die mehr oder weniger einerlei Größe hatten
und von denen in der Länge keines 3 Zoll überstieg
ungleiche Falten gaben ihm ein blätterhaftes Ansehen
völlig wie die Linckia des Micheli gezeichnet ist
Tab. 67 Fig. 1. Nova Plantarum genera
sie wurden an der Luft ein wenig dunkler an Farbe und da ich
sie nicht gleich von Anfang selbst bemerkt hatte
kann ich nicht sagen ob sie
im Anfang in einem wässrigeren Zustand als nachher gewesen

man tat einen Teil davon in reines Brunnenwasser
wo sie in 14 Tagen bis 3 Wochen nicht mazariert erschienen
und obgleich Blasen von ihnen aufstiegen
doch kein übler Geruch von ihnen zu spüren war
in einem zugedeckten Porzellain-Gefäß
trocknet ein solch Läppchen ganz langsam,
in dem Vergrößerungsglas glaubte ich in den ersten Tagen
in einer grünen Masse solche Gestalten zu sehen
welche der Herr v. Gleichen Kettenkugeltierchen nennt es sind nämlich
zwei Bläschen durch einen kaum gebogenen Schlauch verbunden
welche in alle Richtungen über und über durcheinander lagen
einige Tage darauf schienen mir die Schläuche
sich in eine Reihe von Kugeln verwandelt zu haben.


J. W. Goethe: Sämtliche Werke, Münchner Ausgabe 2/2; 562ff


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