Das Wesen des Katholizismus ist der Papst, der Heilige Stuhl, die Kurie, der Vatikan. Es gibt eine höchste Instanz, die alle wesentlichen Fragen in letzter Instanz und verbindlich für alle entscheidet, und über Streitigkeiten richtet. Sie führt sich unmittelbar zurück auf die Apostel, auf Jesus Christus. Das nennt man die »apostolische Sukkzession«, welche diese Autorität begründet. Die ganzen Evangelischen dagegen sind ein unübersehbares Gewirr von Lutheranern, Babtisten, Methodisten, Adventisten undsoweiter - und auch die größeren Landeskirchen köcheln munter ihr jeweils eigenes Süppchen. Man sitzt in gutgeheizten aber schlecht gelüfteten Stuben herum, und brütet über der Bibel. Jeder Evangelische ist aufgerufen, sich selbst seinen Reim daraus zu machen, und folglich sind sie untereinander zerzankt bis zum geht nicht mehr. Sie haben auch keine Instanz, die weltweite politische Anerkennung genießt und insofern einen erheblichen Schutz bietet. Die Evangelischen hängen dementsprechend ihr Mäntelchen nach jedem Lüftchen des Zeitgeistes. Sie sind monarchistisch, nationalistisch, nationalsozialistisch, sozialistisch, demokratisch, klimaschützend und antidiskriminierend und was weiß ich, was als nächstes kommt. Sie haben eben kein Rom, keinen Papst, der unantastbar geworden ist auch in unseren Zeitläuften. Selbst Hitler hat sich nicht an ihn herangetraut. Der letzte, der es versucht hatte, war Bonaparte gewesen, der den Papst in Fontainebleau eingesperrt hatte. 10 Jahre später saß Bonaparte auf St. Helena und der Papst wieder auf seinem Thron.
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