»Als Heilige, deren Anrufung die 'himmlische Zusicherung einer Erhörung' besitzt, zählt sie ganz besonders zu der Gruppe der 14 Nothelfer. Die bevorzugte Stellung, die sie in dieser Heiligengruppe einnimmt, geht sehr deutlich aus der fast unübersehbaren Zahl ihrer Einzelbilder in der deutschen Kunst vorzüglich des 15. Jh. und im Beginne des 16. hervor. Frühe Katharinenaltäre zeugen gleichfalls von ihrer alten Verehrung als einer hilfreichen Heiligen. Man wandte sich oder wendet sich an sie gegen Migräne, wahrscheinlich weil sie selber durch ihre Enthauptung mittels des Hauptes genug litt und Verdienste erwarb, auf Grund deren, wie man glaubte, ihre Fürsprache zur Heilung von Kopfleiden wirksam war. Weil die Heilige so vortrefflich und beredt den christlichen Glauben gegen Kaiser Maxentius zu verteidigen wußte, also 'eine gute Zunge hatte', wurde (wird?) sie bei Zungenleiden angerufen. Durch ihre Fürbitte sollten besonders auch Stumme geheilt werden, weshalb man Zungen aus Wachs oder aus andern Stoffen opferte. Nach der Legende floß aus ihrem Gebein, das Engel nach ihrem Tod auf den Berg Sinai trugen, ständig Öl, das alle Gliederübel heilt. In Tirol galt das Katharinenöl im Volk früher als ein Heilmittel gegen 'Pest, Vergicht, Zitrachen, Gründschuppen, Atemnot, Eingeweidewürmer, Grimmen der Bärmutter' usw. In der Steiermark glaubte man, dieses Öl helfe Kindern gegen Würmer, wenn es äußerlich in die Nabelgegend eingerieben werde. Eine in Kathreinöl (oleum petrae album) gekochte Feige, langsam verschluckt, helfe gegen Angina. In Siebenbürgen galt oder gilt Katharina als Helferin der Bettnässer, von denen sie deshalb mit dem Spruch «Heilige Kathrein, du sollst bei mir sein, Benimm meine Schwäch'»angerufen wird. Der unmittelbare Anlaß hierzu ist nicht ersichtlich, ebensowenig, wenn ihre Hilfe gegen Flechten erbeten wurde. Von Frauen wurde sie auch in Geburtsnöten angerufen, und ihre Passio wurde für diese während des Gebärens verlesen.. Der 'Geistliche Schild' empfahl sie als Stundenpatronin für die Zeit von 4 Uhr nachts bis 5 Uhr nachts, d.i. besonders denen, die in dieser Stunde im Sterben lagen. Nach der Grüssauer Überlieferung (Schlesien, handschriftlich) war die besondere Gabe der hl. Katharina als Mitglied der Nothelfergruppe ihre Hilfe in der Sterbestunde. Weiterhin wird die Heilige in einem Feuersegen erwähnt, auch in einem Wettersegen gerufen. In einem Waffensegen wird empfohlen, die Waffe im Gedenken an St. Katharina zu nehmen und vom Schmer des Wagenrades über die Schneide zu streichen mit dem Kreuzzeichen und Gebet «gott zu lobe und der Jungfrawenn Sant Katherinen zu ere».«
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd.4, 1078 ff.
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