Wir stehen am Waldrand, unten rauscht die Autobahn. Warum nur ist es um Kassel so bergig, das ist nicht gut für den Wandersmann, der so nicht recht gut wandern kann. Oben fliegt ein Vogel vorbei. Ein Waschbär kriecht im Unterholz. Wir gehen durch den Bannwald, und sehen von weitem schon die Häuser. Eine Weile lang, und schließlich drei Meter noch, dann stehen wir auf dem Gehsteig, links ein Straßenschild, ein weißes Straßenschild mit schwarzer Schrift, auf der anderen Seite der Straße Hecken, nichts als Hecken, und dahinter Häuserchen. Ich höre, daß jemand nämlich ein Radio in den Garten mitgenommen hat, denn von hinter einer Hecke kommt eine lustige Musik, die der leichte Sommerwind die sieben oder acht Meter zu mir hin über die Straße trägt, und mit der er mein T-Shirt zerzaust, so daß es lustig um meine zweigigen Ärmchen schlingert. Das ist ein Leben du. Ich rufe: »Mörder, Mörder, Mörder, ihr doofen Mörder!!!« Eine Zeitlang nichts. Dann höre ich wie die Musik leiser wird. Plötzlich schiebt sich hinter der Hecke der Kopf einer Frau mittleren Alters empor, naturblond und mit hochgesteckten Haaren. Sie muss sich auf ein Leiterchen gestellt haben, da die Hecke gut einen Meter achtzig hoch ist. Sie ruft mir zu: »Mit deinem Verachtungsunsinn kannst du bitte die Leute in Wilhelmshöhe nerven, du spackige Fotze!«. Da ist Rührung in mir! Ich führe die Flache rechte Hand vertikal an die rechte Seite des Mundes, auf das sich meine Rede verdichten tut, und sage: »Alte Sau! Hure! Nein. Hure nehm ich zurück!«. Sie sagt: »Bescheuert!«. Ich sage: »Ich gehe jetzt ins Stadtzentrum!«. Keine Reaktion, sie ist wieder hinter der Hecke verschwunden. Ich wiederhole: »Ich gehe jetzt ins Stadtzentrum!«. Hinter der Hecke höre ich die Frau nun sagen: »Jaja«. Ich gehe also nun ins Stadtzentrum...
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