Deutsche Aussenpolitik ist unter anderem auch Ethnienpolitik. Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe besuchte Kasachstan und beteuerte dort, dass dem deutschen Volk die kasachische Ethnie ganz besonders am Herzen läge. Bis dahin wussten die Westdeutschen gar nicht, dass Kasachen existieren. Nach einer Expertise der Deutschen Bank, die den Osten nach Ausbeutungskriterien sortiert, liegen in Kasachstan: Erdöl, Erdgas, Eisen, Nickel, Wolfram, Chlor, Vanadium, Titan, Thallium, Gold, Silber und die Hälfte des Zinkvorkommens der Sowjet-Union.
Es kann sein, dass die Deutschen sich bald mit den Menschenrechten in Kasachstan vertraut machen müssen. Die Zerstückelung von Jugoslawien und die Militär- und Politikhilfe für Kroatien hat Deutschland natürlich nicht wegen der Rohstoffe vorangetrieben. Auch im Kosovo ist nichts zu holen. Aber Krieg will geübt sein und befreundete Ethnien in den östlichen Rohstoffbasen brauchen das Signal: Ihr könnt euch wieder auf Deutschland verlassen. Alte Freunde werden nicht vergessen. Man will seine Weltmachtinteressen über die EU realisieren und weiss, dass ein nicht kriegsfähiger Imperialismus immer nur ein halber bleiben wird. Die USA haben sich den Golf-Krieg mit 100 Mrd. Dollar Schutzgeld oder Wiederaufbau bezahlen lassen, eine nicht unerhebliche Sonderkonjunktur. Deshalb sagt Joschka Fischer: »Die EU muss die Fähigkeit zu einem eigenen militärischen Krisenmanagment entwickeln, wann immer es benötigt wird«.
[Rainer Trampert]
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