Kapitalismuskritik ist sehr in, vor allem in den Linken Kreisen, die seit ca. 20 Jahren die Lufthoheit der Stammtische erobert haben.
Es gibt aber auch eine andere Kapitalismuskritik, nämlich die von rechts.
Der Kapitalist ist ein Mensch, der sich selbst zur Funktion seines Kapitals reduziert hat, also im Grunde genommen jegliche eigene Persönlichkeit verloren hat. Er ist ebenso von sich entfremdet, wie der Fließbandarbeiter am anderen Ende der sozialen Skala. Beide träumen davon, nackt in der Sonne zu liegen, und keinem ist es vergönnt. Alle beide »können sich sowas nicht leisten«.
Ich habe Menschen erlebt, die zu Kapitalisten wurden, und auch einige, die von diesem Trip wieder heruntergekommen sind. Die meisten haben körperlich wie seelisch Schaden genommen bei diesem regelmässig mehrjährigen Dasein.
Dabei verhält es sich übrigens auch überhaupt nicht so, als ob der Kapitalist der erfolgreichere Unternehmer wäre, als derjenige, der, um einmal das altväterliche Wort zu gebrauchen »Fabrikbesitzer« geblieben ist. Denn dem Kapitalisten geht jede Muße ab, jede Möglichkeit der strategischen Überlegung. Der Kapitalist denkt schon lange nicht mehr selbst - er lässt denken und trifft seine Entscheidungen nach dem multiple-choice-System. Der Fabrikbesitzer indessen, der wirklich »Herr« des Unternehmens geblieben ist, hat zumindest die Muße zum selbst denken, selbst entscheiden - und auch selbst handeln. Die Kapitalakkumulation und Mehrwertsteigerung sind nicht die einzigen Werte, die er kennt. Ein Fabrikbesitzer ist nicht von seinem Unternehmen konsumiert, wie der Kapitalist, sondern er beherrscht es.
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