Auf fast jedem größeren Kreuzfahrtschiff gibt es eine oder mehrere Kabinen, die, den nautischen Gepflogenheiten entsprechend auf Englisch als 'red cabin' bezeichnet werden. Das sind Kabinen, die durchaus in einem attraktiven Sektor des Schiffs liegen können, aber trotzdem entweder gar nicht oder für einen Spottpreis vermietet werden. Denn diese Kabinen haben gravierende Mängel: Oft vibrieren sie unerträglich stark, sonderbare Pfeifgeräusche treten auf, sie werden von sonderbaren Gerüchen durchweht oder aus den Wänden dringen rauschende Wassergeräusche. Das hängt nicht mit dem Klabautermann sondern damit zusammen, daß so ein Luxusliner ein kompliziert verschlungener Organismus ist und bei der Fertigstellung meist noch nicht zweifelsfrei feststeht, an welchen Punkten das Schiff bei bestimmten Umdrehungszahlen des Motors in Schwingungen gerät oder wo sich die ableitenden Rohre kreuzen. Nach der Jungfernfahrt ist das dann meistens klar, aber bis das Schiff das nächste Mal in der Werft ist, kann ein Dreivierteljahr vergehen. Und oft ist es auch billiger, diese red cabins unvermietet zu lassen oder für Notfälle freizuhalten, als dafür das ganze Schiff umzubauen.
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