Wenn ein ganz gewöhnlicher Mensch die Schriften der Kabbalisten studiert, erfährt er etwas darüber, was ihm früher verborgen geblieben ist. Nachdem er den sechsten Sinn durch seine Studien erworben hat, beginnt er selbst zu fühlen und zu sehen, was vorher verschleiert war.
Jeder besitzt eine natürliche Fähigkeit, diesen sechsten Sinn zu entwickeln, und dies ist der Grund, weshalb uns die Kabbalisten ihr Wissen von der Struktur der höheren spirituellen Welten übermittelt haben.
Ist ein Mensch kabbalistischem Lehrmaterial ausgesetzt, kann er oft auf den ersten Blick nicht richtig verstehen, was er da liest. Es scheint ihm zu kompliziert zu sein oder er stellt fest, dass sich das Gesagte immer wiederholt, ohne dass er verstehen kann, weshalb die gleiche scheinbar einfache Weisheit noch einmal in einem neuem Gewand erscheint. Er glaubt meist schon lange alles verstanden zu haben und wundert sich über die wiederkehrenden Aussagen. Je nach der spirituellen Stufe, auf der er sich befindet, wertet er die Texte mehr oder weniger mit seinem Verstand aus, und schützt sich so vor einem tieferen Erfassen der Schriften.
Aber wenn er wirklich verstehen möchte und seine Versuche in der korrekten Weise ausführt, ruft er das hervor, was als das »umgebende Licht« (Or Makif) bezeichnet wird. Dieses Licht korrigiert ihn. Stufenweise wird ihm seine spirituelle Wirklichkeit vor Augen geführt. Dann wird er buchstäblich alle Sätze in einem anderen Lichte sehen. Die Bezeichnungen »korrigieren« und »Korrektur« werden in der Kabbala verwendet, um eine Änderung »im Verlangen zu empfangen« auszudrücken, das heißt die Qualitäten der spirituellen Welten und des Schöpfers zu erwerben.
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