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mcnep schrieb am 16.5. 2005 um 21:01:01 Uhr über

Körperspuren

Das Wort hat bestimmt schon einmal eine unsägliche Performancekünstlerin oder ein Eckernförder Heimatverein mißbräuchlich benutzt, trotzdem stelle ich es mal zur Debatte. Assoziationen wären etwa einerseits Runzeln, Falten und Narben, andererseits vielleicht auch Zeugnisse einer Passion im guten Sinne, Arschgeweihe, Brandings, PrinceAlbert, es gibt ja und nicht nur in unserer Kultur verschiedene Wege, den Körper zum Aufzeichnungsmedium eigener und fremder Geschichten zu machen. Das Prügeln als rohester und zugleich urtümlichster Negativreflex hat im Blaster anderswo schon ein allzu breites, ein quarkbreites Forum gefunden, aber Spuren der Liebe oder der Verachtung lassen sich oft auch viel verborgener entdecken; ein Parfum der letzten Nacht, ein rätselhaftes Hämatom nach dem Erwachen, ein anonymer Scheißhaufen vor der Haustür, Lea Roshs Zahnprobleme: Wenn es nur den Mensch gegen die Welt gäbe, so wäre letztlich alles, was als Zivilisation verstanden wird, auf eine Art und Weise eine Körperspur oder hat doch oft schneisenbreit solche gezogen. Meine Haut habe ich von meinen Eltern geerbt. Wenn ich auf meinem Arm ein Sternbild aus Leberflecken betrachte, frage ich mich manchmal, wieviele Sternbilder schon untergegangen sind.


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