[Aus einem Notizbuch, 1994. In Bleistift. Seite halb rausgerissen.]
Hamburg
Zu aufgeräumt.
Als wolle jemand, dass man nicht merkt, wie traurig alles ist.
Wasser hilft, aber nicht genug.
Sie mochte das Licht dort –
dieses norddeutsche, das alles ein bisschen ehrlicher macht.
Aber sie sah sich dort nie ankommen.
Nur fliehen.
Und dann stehen bleiben.
München
Als würde man sich ständig entschuldigen,
dass man nicht dazugehört.
Selbst wenn man alles richtig macht,
ist man immer zu spät oder zu billig oder beides.
Sie war einmal da,
blieb zwei Nächte.
Sie schrieb nur:
„Hier trägt selbst der Wind Designer.“
Leipzig
Zu jung.
Zu hungrig.
Sie spürte das Rauschen dort –
nicht in den Straßen,
sondern in den Menschen.
Und das machte ihr Angst.
Weil sie sich daneben wie eine Möbelstück fühlte.
Elegant, aber überholt.
Wien
Der einzige Ort,
wo sie sich vorstellen konnte, leise zu altern.
Nicht glücklich,
aber passend.
Sie schrieb:
„Wien ist eine Stadt, die dich nicht fragt, ob du traurig bist.
Sie geht einfach davon aus.“
Paris
Unmöglich.
Aber notwendig zu träumen.
Sie benutzte Paris wie ein Parfum:
Nur in Gedanken.
Nur für sich.
Berlin
Damals noch: nein.
Zu unfertig.
Zu laut.
Sie sah Menschen dort wohnen,
aber niemanden leben.
Heute würde sie es vielleicht anders sehen.
Aber 1994 war Berlin wie ein Entwurf,
den jemand verloren hatte.
Bonn
Zu nah.
Zu höflich.
Ein Köln, das nicht versucht, cool zu sein.
Was es schlimmer machte.
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