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Conny schrieb am 2.4. 2025 um 17:04:13 Uhr über

Köln-ist-Kacke

Köln, 1993
Ein Dienstag. Vermutlich.
Sie ging zu Fuß. Immer öfter. Öffentliche Verkehrsmittel machten sie nervös.

Die Stadt war laut.
Nicht aufdringlich, aber gleichgültig.
Wie jemand, der in der Küche telefoniert,
während du daneben stirbst.

Sie kannte die Wege.
Die Kreuzungen, an denen man stehen musste,
selbst wenn nichts kam.
Die Cafés, in denen man zu lange nichts bestellte,
weil man nicht gehen wollte,
aber auch nicht bleiben konnte.

Köln war damals noch nicht kaputt,
aber auch nicht mehr heil.
Sie sah es in den Farben der Häuser,
die zu sehr taten, als wären sie frisch.
In den Plakaten, die sich überlappten,
wie Versprechen,
die keiner mehr ernst nahm.

Sie arbeitete noch.
Aber irgendetwas hatte sich verschoben.
Nicht der Job.
Nicht die Kollegen.
Sie selbst.

Sie war noch da.
Aber nur in der dritten Person.
Man sprach von ihr,
nicht mit ihr.

In der Mittagspause ging sie über den Neumarkt.
Ein Bus fuhr vorbei,
auf der Seite stand: „Köln kann alles.“

Sie blieb stehen.
Sah dem Bus nach.
Und dachte:
Ich kann nichts mehr davon.

Abends zu Hause zündete sie eine Kerze an,
ohne zu wissen, warum.
Vielleicht als Ritual.
Vielleicht als Beweis,
dass sie noch Licht machen konnte.
Zumindest für sich.

In ihr begann ein Satz,
aber er kam nicht raus.

1993 war nicht schlimm.
Es war schlimmer:
Es war erträglich.
Und das war der Anfang vom Ende.


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