Sitzt im ICE schräg gegenüber. Dunkelblond, halblange Haare - eine Art Mittelscheitel, die Haare hängen links und rechts herab und bedecken manchmal das Gesicht.
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Der Mund ist schmal, aber immer irgendwie lächelnd.
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Diese Grübchen auf dem Handrücken, wenn die Finger gestreckt sind.
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Keine Ahnung, wie er heißt. Julian würde passen.
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Kopf zum Tablet gebogen, er hat dann ein kleines Doppelkinn.
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Wenn er sich über das Tablet beugt, fallen die Haare herab, er schaut mich durch die Haare hindurch kurz an.
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Man sagt: »Blicke ernten«
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Etwas Ringe um die Augen.
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Die Augen könnten blau-grau sein.
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Das (vergebliche) Rucken mit dem Kopf, um die Haare zur Seite zu werfen.
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Könnte ein Schönheitspflaster sein: dort auf der Wange (Bei ihm passt »Wange«).
Seitlich, unten.
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Die Mutter neben mir liest in einem Reklameheft.
»Millionärs-Quiz«. Wäre es mir lieber, sie würde Anspruchsvolles lesen? So ist es OK.
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Er hat eine hohe Stirn. Muss ziemlich hoch sein.
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Gesicht rundlich, sonst eher schlank.
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Augen eher dunkel, gibt es braun-grau?
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Hustet kurz und hebt gleich eine Hand vor den Mund. Gut erzogen.
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Augenlider etwas lose, fast faltig: wie von vielem Reiben.
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Muss ein kniffliges Computerspiel sein: der verkniffene Mund.
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Tastet, für einen raschen Schluck, nach der Flasche im Rucksack auf dem Nebensitz. Dabei steht sie direkt vor ihm: auf dem Tisch, am Fenster. Verlegener kurzer Blick zu mir herüber.
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Fast keine Augenbrauen.
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Etws teigig, aber zart.
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Vielleicht errötet er leicht.
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Ein gestreckter Finger ist sogar etwas nach außen gebogen. Bedeutet das Nachgiebigkeit?
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Das ausgestreckte Bein der Mutter berührt sein angewinkeltes.
(»Aber da funkt nichts«).
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Auf dem Billigblatt der Mutter die Schlagzeile:
»--- da lief die Mutter einfach weg!«
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Auf dem Tisch eine Tasche, bayrisch kariert, abgebildet ein Lebkuchenherz, Zuckerschrift: »Schatzerl«.
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Muss jetzt permanent auf dem Tablet auf seinem Schoß dieselbe Taste drücken, wie wild, es sieht wie Onanieren aus.
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Die hohe Stirn. Falls das Intelligenz bedeutet, würde er meinen komplizierten Gedanken voll folgen können.
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Zieht den Mundwinkel hoch, wenn die herabhängenden Haare kitzeln.
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Schaut lange zu seiner Mutter hinüber. No response.
Ein ungültiger Response von mir.
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Sehe den flachen, atmenden Bauch unter dem grauen Kapuzenshirt.
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Kann ihn unter scheinbar schlafenden Augen lange betrachten, dann aber eine Unschärfe.
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Artikel auf den Billigblatt:
»Die Todsünden, und ob sie uns weiterhelfen können.«
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Entschlossen das Tablet in den Rucksack stecken und aufstehen. Zur Toilette.
Ist gar nicht so schlank. Beine etwas zu kurz. Etwas X. Wenigsten gehen die Jeanshosenbeine bis ganz nach oben.
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Kommt wieder aus der Toilette. Kapuze übergezogen. Geht in die falsche Richtung.
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»Hab mich verlaufen«. Die Stimme. Tablet wird jetzt beiläufig verboten. Aus dem Rucksack werden die Simpsons geholt.
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Ein anderer als ich wäre auch aufgestanden. Ein paar Sekunden später.
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Simpsons zurück in den Rucksack. Jetzt gemeinsam eine Tüte Haribo.
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Auf dem Tisch die Tasche steht jetzt so, dass die andere Seite genau zu mir zeigt.
Ich lese »I mag di «.
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Beim Trinken aus einer Flasche geht der Blick in die Ferne. Unvermeidlich auch ..
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Beugt sich vor zu seiner Mutter. Näher, die Stimme lauter, auch tiefer. Was am morgigen Tag anliegt.
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Die Augen im Schatten der Haare fast schwarz.
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Aussteigen. Wenigstens die Mutter sagt Tschüs.
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