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Kah, am 6.4. 2007 um 13:07:15 Uhr
Jugendzeit

Herrmann hatte gerade, genau wie ich, nagelneue Roller-Skates bekommen und nicht nur das, er hatte auch sein Kofferradio mitgebracht. Das Neubaugebiet, in dem Herrmann wohnte, hatte die Straße mit dem glattesten Belag, ganz frisch und ohne Schlaglöcher. Wir trafen uns also dort und liefen gemeinsam die Straße hinauf und hinunter, übten das Umspringen auf Rückwärtsfahrt, um anständig bremsen zu können und testeten die maximal mögliche Geschwindigkeit für das Abbiegen in die Seitenstraße. Am zweiten oder dritten Tag unserer musikuntermalten Rollschuhraserei tauchte dann Hayko auf, ein Rollbrettfahrer. Natürlich war es ein Skateboard, was er da hatte, und überhaupt war sein Wortschatz im Bereich der Begriffe aus dem amerikanischen Skater-Slang sehr ausgeprägt. Seine Tricks konnten sich sehen lassen, doch weder Herrmann noch ich waren die Typen für das Rollbrett: zu ungelenk und pummelig. Als Eva dann an diesem oder am nächsten Tag zu uns Dreien stieß, da war es vorbei mit dem trauten einfachen Umgang miteinander, bei dem jeder freigiebig seine Erfahrungen und Tricks weitergab. Eva fuhr ebenfalls Roller-Skates und das Spiel hiess von nun an: imponieren. Dass dann später aus unserem gemeinsamen Skating eine richtige Clique enstand, die größte, die man seit Jahren in dem Dorf kannte, lag nie in unserer Absicht. Herrmann und ich hatten den Anfang gemacht, ohne uns je darüber klar zu sein, für welch komplizierte Verwicklungen der Beziehungen unter den Jugendlichen der ganzen Gemeinde (und darüber hinaus) wir der Auslöser waren. Ehen und Scheidungen, Seitensprünge und weitere Beziehungskisten jeglichen Ausmaßes waren die Folge. Heute sehe ich aus dieser Clique niemanden mehr, denn ich wohne in einem anderen Teil der Stadt. Was bleibt, ist die seltsame Vorstellung, dass ich einmal auf Rollschuhen zu Musik tanzte. Unfasslich!



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