Da kommen unangenehme Erinnerungen an den Politikunterricht in der 5. Klasse, anno 1980/81 hoch... wir hatten damals so einen hochambitionierten wie auch leicht neurotischen linken Klassenlehrer, der auch für das Fach Politik zuständig war - und der überfiel uns gleich am Anfang mit der Hausaufgabe, uns ein Programm für eine Partei auszudenken und dies dann in der nächsten Stunde vor der Klasse zu vertreten - da war guter Rat teuer für einen vorpubertären Elfjährigen, in dessen Welt Krempoli und die Vorstadtkrokodile, schwerlich aber Schmidt und Strauß Platz hatten! Es lief dann darauf hinaus, dass mir mein (später eher zur CDU neigender) Vater ein Programm für eine »Neue Jugend-Partei« (NJP) diktierte, wobei ich mich heute nur noch an die Parole »Frieden mit allen Völkern« erinnere... und ich schnippelte mir dann aus WDR-Aufklebern die Partei-Werbesticker zusammen, mit dem Schriftzug »NJP«, schwarz-rot-gold quergestreift... und dann als Wahlplakat eine Szene mit einem Panzer und einem »Tornado«, die eine Kiste mit der Aufschrift »STEUERN« einen steilen Berghang hochschieben, während oben Hände Geldscheine hineinwerfen... und dazu der Slogan »Rüstung treibt die Steuern hoch - aber der Staat hat ja seine dummen, braven Bürger, die Jahr für Jahr kräftig blechen!« (oder so ähnlich).
Als ich mich dann später, so mit 13, 14 Jahren tatsächlich anfing für Politik zu interessieren, war mir insbesondere der Aufkleber dermaßen peinlich, das ganze Design erinnerte ja von oben bis unten an irgendwelche JU-Broschüren, fehlte bloss noch der selbstgefällig grinsende Helmut Kohl vor wehender Deutschlandfahne! Und dann auch noch »NJP«, da muss man ja mindestens zweimal hinsehen, um nicht »NPD« zu lesen!
Da sieht man mal wieder, was allzu frühe Politisierung von Kindern an Schulen anrichten kann... aber im zweiten Halbjahr der 5. Klasse gab es dann die »Vorstadtkrokodile« als Lesestoff!
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