Ich finde das ehrlich gesagt nur mäßig interessant, man kann sich da richtig vorstellen, wie er irgendwo in Norditalien, immer Scotch am Start, den Ulysses hingerotzt hat. Viele Passagen sind einfach unerträglich, und wenn man sich richtig die Laune verderben will, kann man ja mal die deutsche Übersetzung lesen, die setzt noch eins drauf. Jetzt kann man natürlich sagen, ja, das ist die klassische literarische Moderne, gut, aber Faulkner hat das zum Beispiel besser gemacht. Was einen da, was mich da vor allem kirre macht, ist diese Sache, es ist eigentlich ein Buch mit 600 Seiten nonsense und Jokus, aber auf der anderen Seite zieht er dann dieses akademische Programm durch, schreibt schon mal seinen ureigenen Leitfaden für die spätere Literaturwissenschaft dazu, schiebt dann dieser Ansammlung von Kalauern (mehr ist es nicht) so einen hochgebildeten Subtext unter, das ist irgendwie vollkommen inkongruent. Die besten Kapitel sind zwei und drei, wo dieser junge Lehrer von der Schule an den Strand geht, wenn es in dem Stil weitergegangen wäre... keine Einwände. Ich meine, das ist eben so ein Problem, ich hatte zu keinem Zeitpunkt meines Lebens den Eindruck, dass sich solche Formexperimente (wobei man bei Joyce von der 'strengen Form' ja gar nicht reden kann) sonderlich gut im Medium Literatur übertragen, das hat immer etwas unglaublich altbackenes. Naja gut, immerhin noch besser, als seine verflossenen Beziehungen im Spiegel einer Reise nach Turkmenistan aufzuarbeiten, was seit vielen jahren ja ungefähr der modus operandi der deutschsprachigen Litteratür ist. Aber ich weiß auch nicht. Als Bilderstürmer eigne ich mich nicht.
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