Thomas von Steinaecker
Regie: Bernadette Sonnenbichler
BR 2007 ca. 55'
Ursendung
Aufnahme, Rückspultaste, Wiedergabe. Klaus Hofer ist einer, der sein Bandgerät immer dabei hat, der die Gegenwart mitschneidet und in die Vergangenheit zurückspult, um herauszufinden, ob ihm etwas entgangen ist, ob er vielleicht etwas überhört hat – und wie alles in Wirklichkeit war: ein besessener Einzelgänger, für den es keine Grenze gibt zwischen Leben und Hörspiel. Die Beziehung zu seiner Freundin Petra, die ihn für ein Genie hält und trotzdem verlässt, dokumentiert er auf seinen Tonbändern ebenso wie die Verschwörungstheorien des Unfallchirurgen Pontus, der Hauptfigur einer Krimiserie, die als einzige von Hofers Hörspielarbeiten zu seinen Lebzeiten im Radio läuft. Enttäuscht von der Kulturindustrie, die ihn nicht wahrnimmt, kommt er zu der Überzeugung: Wer die Realität ablehnt, muss sie als Material betrachten. Das letzte Projekt des Klaus Hofer, sein unvollendetes Hauptwerk, ist der Versuch, auf den unzähligen Bändern, die sich in seiner Wohnung stapeln, die Muster zu finden, nach denen sein Leben ablief – der akustische Zusammenschnitt einer gescheiterten Existenz.
Das fiktive Feature »Meine Tonbänder sind mein Widerstand« feiert die Entdeckung des unbekannten Hörspiel-Pioniers Klaus Hofer, mit Ausschnitten aus seinen Hörstücken, dem Tontagebuch und seinem ‚Klanglexikon der Gefühle’, die hier erstmals zu hören sind – Werke, die Hofer zu einer der großen Entdeckungen in der Geschichte des deutschen Hörspiels machen.
Thomas von Steinaecker, geb. 1977, Autor, Journalist und Literaturwissenschaftler, lebt in München. Veröffentlichungen u.a. »Wallner beginnt zu fliegen« (2007). »Meine Tonbänder sind mein Widerstand« ist sein erstes Hörspiel.
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