Jezabel kommt in der Thora/dem alten Testament ziemlich schlecht weg. Die Gründe sind handfest historischer Natur: Der zweite Omridenherrscher Ahab, Herrscher über den israelitischen Nordstaat Samaria, nahm mit ihr die Tochter eines phönizischen Herrscher zur Gattin und öffnete sein Land im Bestreben gutnachbarlicher Beziehungen ausländischen Kulten babylonischen und phönizischen Ursprungs. Die konservative levitische Priesterschaft opponierte gegen diesen Synkretismus, der für sie eine Abkehr vom reinen und nationalidentitässtiftenden Jahwe–Glauben war und fand in charismatischen - heute könnte man auch von ultraorthodoxen sprechen - Persönlichkeiten wie Elias wortgewaltige Führer. Die spätere Geschichtsschreibung wurde von diesen geistlichen Anhängern der Propheten geprägt und das Reich Samaria ging nicht zuletzt aufgrund seiner zunehmenden Ununterscheidbarkeit von den umgebenden, als heidnisch empfundenen Reichen spurlos unter, während das judäische Südreich trotz babylonischer Vertreibung zum spirituellen Kernland Israels wurde. Jezabel aber, die fremdländische, fremden Göttern zugeneigte Prinzessin, stand von dieser Zeit an als Verkörperung lasterhafter Einflüsterungen und Korrumpierung einer sich von Gott abwendenden Monarchie, obwohl sie vermutlich nichts als ein typisches diplomatisches Ehegelübde geschlossen hatte.
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